Mindestens 130 Verlezte bei Protesten gegen Regierung in Beirut
Nach der Explosion in Beirut gingen Tausende auf die Strasse. Sie geben der Regierung die Schuld für das Unglück. Ministerpräsident Diab will Neuwahlen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Beirut sind tausende Menschen auf die Strasse gegangen.
- Die Bevölkerung gibt der Regierung die Schuld für die Explosion.
- Bei Zusammenstössen wurden mindestens 130 Personen verletzt.
- Ministerpräsident Diab hat mittlerweile Neuwalen angekündigt.
Vier Tage nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut haben Tausende Libanesen um die Opfer getrauert. Auch gegen die politische Elite des Landes wurde protestiert.
Als Reaktion auf die verheerende Explosion im Hafen von Beirut will der libanesische Regierungschef Hassan Diab seinem Kabinett vorgezogenen Neuwahlen vorschlagen.
Ein entsprechendes Gesetz wolle er in einer Sitzung am Montag vorlegen, sagte Diab am Samstag in einer Fernsehansprache. Damit reagierte er auf den massiven Druck auf die Regierung, die von vielen Libanesen für die Detonation verantwortlich gemacht wird. Einen möglichen Termin nannte er nicht.
Mindestens 130 Verletzte bei Demonstration
Die Demonstranten versammelten sich am Samstag auf dem Märtyrer-Platz im Zentrum der libanesischen Hauptstadt. Bei Zusammenstössen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten sind mindestens 130 Menschen verletzt worden.
Im libanesischen Sender MTV war zu sehen, wie Demonstranten versuchten, die Absperrungen zum Parlament zu durchbrechen. Dabei warfen sie Steine. Sicherheitskräfte setzten massiv Tränengas ein, um die Menschen aufzuhalten.
Einigen Demonstranten gelang es, in das libanesische Aussenministerium einzudringen, MTV berichtete. Sie zertrümmerten ein Bild von Präsident Michel Aoun. Die Aktivisten hängten ein grosses Plakat mit dem Slogan «Beirut ist die Hauptstadt der Revolution» auf. Sprechchöre waren zu hören, unter anderem «Revolution, Revolution».
Bei Zusammenstössen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten ist in der libanesischen Hauptstadt Beirut ein Polizist ums Leben gekommen. Er habe Menschen helfen wollen, die in einem Hotel im Zentrum Beiruts festgesessen hätten, meldete die staatliche Agentur NNA am Samstag unter Berufung auf die Sicherheitskräfte. Dabei hätten ihn «randalierende Mörder» angegriffen.
Volk macht Regierung für Explosion verantwortlich
Viele Menschen im Libanon machen die Regierung für die Explosion mit mehr als 150 Toten und rund 5000 Verletzten verantwortlich. «Der Aufstand und die Revolution gehen weiter». Das sagte einer der Demonstranten zu MTV. Präsident Michael Aoun, Regierungschef Hassan Diab und die gesamte politische Führungsspitze seien für die Katastrophe verantwortlich.
Aktivisten hatten in den sozialen Medien zu der Demonstration aufgerufen. Diese fanden unter dem Motto «Gerechtigkeit für die Opfern, Rache an der Regierung» statt.
Bereits im vergangenen Oktober hatte es Massenproteste gegen die Regierung gegeben. Die Demonstranten fordern weitgehende politische Reformen. Sie werfen der politischen Elite Korruption vor.