Ryanair kann sich in Deutschland nicht einigen

Bei der zweiten Runde der Tarifverhandlungen mit Ryanair konnten keine Ergebnisse erzielt werden. Ein weiteres Treffen ist nicht geplant.

Der internationale Flughafen Orio al Serio bei Mailand wurde am Dienstag geschlossen, weil der Reifen eines Ryanair-Flugzeugs bei der Landung platzte. - AP

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Gewerkschaft Verdi und die Airline Ryanair konnten sich nicht einigen.
  • Der Billigflieger habe an seinem «enttäuschenden Angebot» festgehalten.

Im Tarifstreit über die Entlohnung und die Arbeitsbedingungen für die in Deutschland angestellten Flugbegleiter bei Ryanair hat eine zweite Verhandlungsrunde kein Ergebnis gebracht. Ein nächster Verhandlungstermin sei nicht vereinbart worden, teilte die Gewerkschaft Verdi heute Donnerstag mit. Sie will für die rund 1000 Flugbegleiter hierzulande höhere Löhne und die Übernahme der vielen Leiharbeiter erreichen. Zudem fordert sie Betriebsräte.

Die zweite Verhandlungsrunde hatte laut Verdi Ryanair kurzfristig vereinbart. Doch der irische Billigflieger habe an seinem «enttäuschenden Angebot der ersten Runde festgehalten», erklärte die Gewerkschaft. Ryanair habe um Bedenkzeit bis Ende der Woche gebeten, um seine Positionen zu überdenken.

600 von 1000 sind Leiharbeiter

Mehr als 600 der rund 1000 Flugbegleiter bei Ryanair in Deutschland sind laut Verdi als Leiharbeitnehmer angestellt, zum Teil in langjährigen Kettenbefristungen, einige ohne Basisgehalt oder garantiertes Einkommen. «Es wird Zeit, dass Ryanair sein Leiharbeitssystem überdenkt», erklärte Verdi-Verhandlungsführerin Mira Neumaier.

Nationale Verträge wolle das Unternehmen aber erst zum Jahr 2022 abschliessen. Das Entgeltangebot sehe für 2018 und 2021 keine Erhöhungen vor, für 2019 die Umwandlung einer Leistungsprämie und eine Erhöhung von 50 Cent pro Stunde, für 2020 eine Erhöhung um 41 Euro pro Monat. Das sei «völlig indiskutabel», kritisierte Neumaier.

«Haltung der Arbeitgeber ist verantwortungslos»

«Die Haltung der Arbeitgeber ist verantwortungslos», erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle. «Die Gehälter der Flugbegleiter bei Ryanair sind so niedrig, dass sie nicht ausreichen, um einen auskömmlichen Lebensstandard zu sichern.» Dazu hätten sie keine Planbarkeit, weil die Anzahl der Flugstunden nicht absehbar sei und sich ständig ändere. Verdi werde sich in den nächsten Tagen mit den internationalen Partnern, die die Beschäftigten bei Ryanair gewerkschaftlich vertreten, über das weitere Vorgehen beraten, kündigte Behle an.

Dem «Tagesspiegel» sagte sie, am Freitag sei ein Treffen in Rom geplant, um über die Strategien im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen bei Ryanair zu beraten.

Beim Billigflieger haben bereits die Piloten in mehreren Ländern gestreikt. In Irland und Italien gab es Annäherungen zwischen beiden Seiten. Das Unternehmen hatte sich erst im vergangenen Jahr bereiterklärt, Gewerkschaften überhaupt anzuerkennen.