Scharfe Kritik aus muslimischen Ländern an Koran-Aktion in Stockholm
Die Koran-Verbrennung sorgt für viel Kritik. Muslimische Länder rufen zum Protest auf und drohen mit der Beendung diplomatischer Beziehungen zu Schweden.
Das Wichtigste in Kürze
- Muslimische Länder kritisieren die Koran-Verunglimpfung in Stockholm.
- Iran, Saudi-Arabien und Katar bestellen die jeweiligen schwedischen Botschafter ein.
- Die schwedische Polizei ermittelt aktuell wegen möglicher Volksverhetzung.
Muslimisch geprägte Länder haben die erneute Verunglimpfung eines Korans in der schwedischen Hauptstadt Stockholm scharf kritisiert. Es handle sich um eine «systematische Provokation gegen die Gefühle von Millionen von Muslimen auf der ganzen Welt». Das erklärte das saudische Aussenministerium am Freitag. Die «unverantwortlichen Handlungen der schwedischen Behörden» hätten es Extremisten erlaubt, den Heiligen Koran zu entweihen.
Im Iran gingen Tausende Demonstranten auf die Strasse. An den staatlich organisierten und landesweiten Protesten nahmen Gläubige nach dem Freitagsgebet teil, wie der staatliche Rundfunk berichtete.
Scharfe Form des diplomatischen Protests
Bereits am Donnerstagabend wurde der schwedische Botschafter ins Aussenministerium in der Hauptstadt Teheran einbestellt. Das ist eine scharfe Form des diplomatischen Protests. Auch Saudi-Arabien und Katar bestellten die jeweiligen schwedischen Botschafter ein.
Die pro-iranische Hisbollah im Libanon rief zu Demonstrationen am Freitag auf. Tausende Hisbollah-Anhänger schlossen sich den landesweiten Protesten an. Die libanesische Armee schützte unterdessen den Eingang zur schwedischen Botschaft in Beirut. Auch im Irak hat es am Freitag wieder landesweite Proteste gegeben.
Auch aus der Türkei kam Kritik. Das Aussenministerium schrieb am Donnerstagabend, man erwarte von Schweden, «dass es im Einklang mit seiner internationalen Verantwortung» abschreckende Massnahmen ergreife, «um dieses Hassverbrechen gegen die Religion des Islam und seine Milliarden von Gläubigen zu verhindern». Der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif sprach am Freitag auf Twitter von einer «finsteren, abscheulichen und verabscheuungswürdigen Agenda». In einem offiziellen Statement rief der Politiker Schweden ausserdem dazu auf, Massnahmen gegen Taten solcher Art zu ergreifen.
Ermittlungen wegen möglicher Volksverhetzung
Die schwedische Polizei hatte eine Versammlung in Stockholm genehmigt, auf der der Antragsteller erneut einen Koran verbrennen wollte. Verbrannt wurde die Heilige Schrift des Islam bei der Aktion am Donnerstagnachmittag letztlich nicht.
Der Mann trampelte zwar auf einem Exemplar des Buches herum und versuchte mit einem Mitstreiter auch, es anzustecken. Das Feuer entzündete sich aber nicht richtig. Einige Buchseiten wiesen Bildern zufolge aber kleine Brandspuren auf.
Die schwedischen Behörden ermitteln in dem Fall nun wegen möglicher Volksverhetzung. Man habe eine entsprechende Anzeige erstellt, eine Voruntersuchung unter Führung einer Staatsanwältin sei aufgenommen worden. Das teilte die Stockholmer Polizei auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
Gegen den Verantwortlichen der Aktion, einen gebürtigen Iraker, wird bereits seit einer Koranverbrennung am 28. Juni unter anderem wegen möglicher Volksverhetzung ermittelt.