Schönes-Wochenende-Ticket wird in Deutschland abgeschafft
Das war eine Zeit: Für ein paar Mark ging es mit dem Schönes-Wochenende-Ticket durchs ganze Land. Ab heute Samstag ist es nicht mehr in Deutschland erhältlich.
Das Wichtigste in Kürze
- 1995 konnte man für sehr wenig Geld mit einem Bummelzug quer durch Deutschland.
- Ab dem 8. Juni gibt es das Schöne-Wochenende-Ticket nicht mehr.
- Die Bahn hat durch Fernbusse und Inlandflüge Konkurrenz bekommen.
Zu fünft quer durch Deutschland, für nur 15 Mark. 1995 führte die Deutsche Bahn das Wochenendticket ein, ein Pauschalpreis für alle Regionalzüge.
Viele Millionen Menschen stiegen mit der Wochenend-Flatrate in die Bahn. Ab Samstag (8. Juni) ist Schluss. Zum letzten Mal werden die Automaten das Stück Papier auswerfen, das inzwischen viel teurer ist als zu Beginn.
Ruhestand für Schönes-Wochenende-Ticket
«Das Schöne-Wochenende-Ticket darf in den Ruhestand gehen», heisst es bei der Bahn. «Mangels Nachfrage und zur Vereinfachung der Tarifstruktur.» Fahrgastvertreter sprechen von einer Zäsur. Denn die Geschichte des Tickets zeigt auch, wie sich die Zeit für die Bahn und ihre Kunden geändert hat.
Die 1990er Jahre, da hatte man gerade die Bundesbahn hinter sich gelassen. Die Behördenbahn sollte ein richtiges Unternehmen werden. Und sie machte den Kunden ein echtes Lockvogel-Angebot: Die 15-Mark-Flatrate brachte an den ersten Wochenenden Chaos. Züge waren hoffnungslos überfüllt, Reisende blieben am Bahnsteig zurück.
Preisaufschlag und Beschränkungen
Die Folge: Preisaufschläge und Beschränkungen für das Schönes-Wochenende-Ticket, zeitweise bei der Zahl der Reisenden, schliesslich auf nur einen Tag. Überfüllte Züge gab es dennoch, die Bahn klagte über dreckige Wagen und Vandalismus, zuweilen musste der Grenzschutz Züge räumen.
Knapp sieben Millionen Karten wurden allein im Jahr 2000 verkauft. «Hat noch einer ein Wochenendticket?», fragten fahrscheinlose Reisende in Abteilen. Man nahm einander mit, mancher gab das Ticket an der Endstation weiter.
Die Bahn hat Konkurrenz bekommen
Und heute? Wer viel Zeit hat und wenig Geld, der ist nicht mehr auf Bummelzüge angewiesen. Fernbusse sind oft billiger, wenn auch nicht schneller. Millionen Fahrgäste nutzen Mitfahrzentralen, die in den 1990ern noch mit Karteikästen arbeiteten.
Heute formen sie mit Apps und Algorithmen viel mehr Fahrgemeinschaften. Billigflieger sind selbst auf Inlandsstrecken unterwegs.
Es gibt Sparpreise und Super-Sparpreise, gegen die das Schönes-Wochenende-Ticket mit zuletzt 44 Euro für Alleinreisende schon recht teuer sein kann. Um es weiter anzubieten, hätte man es noch teurer machen müssen, heisst es bei der Bahn.
«Wir haben ein lachendes und ein weinendes Auge», kommentiert Karl-Peter Naumann als Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn das Ende. «Das Wochenendticket war ein tolles Pauschalticket, aber je übersichtlicher die Angebote, desto besser.»