Spitzenkampf bei österreichischen Wahlen

Österreich wählt am Sonntag: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ist das Auftreten als Spitzenkandidat gewöhnt. Für Kanzler und SPÖ-Chef Christian Kern ist diese Rolle genauso neu wie für den ÖVP-Vorsitzenden und Außenminister Sebastian Kurz. Die Protagonisten im Überblick.

Heinz-Christian Strache (FPÖ): Der Retter der FPÖ will endlich in die Regierung

Das Wichtigste in Kürze

  • Kern, Kunz oder Strache? Wer macht das Rennen bei den österreichischen Nationalratswahlen?
  • Die drei Kandidaten setzen sich ganz unterschiedlich in Szene.

Christian Kern (SPÖ): Vom Bahn-Chef zum Kanzler

Seine ersten politischen Auftritte im Mai 2016 versprachen Aufbruch und Bewegung. Nach dem Reform-Stillstand der Kanzlerschaft von Werner Faymann wurde Christian Kern, der smarte Quereinsteiger aus der Wirtschaft, von vielen Österreichern als Hoffnungsträger begrüsst. Kern kritisierte die eigene Partei, die Politikerkaste als solche und warnte vor dem Untergang der inzwischen volksfernen Volksparteien.
Rund 15 Jahre lang hatte Kern in staatsnahen Betrieben wie dem Energiekonzern Verbund und den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) gearbeitet. Von 2010 bis 2016 war er als ÖBB-Chef Vorgesetzter von 40’000 Mitarbeitern.

Sebastian Kurz (ÖVP): Gipfelstürmer und Wächter der Balkanroute

In einem seiner Wahlkampfvideos klettert der 31-jährige ÖVP-Chef auf den knapp 3000 Meter hohen Dachstein. Die Botschaft: Einer, der den Weg findet, die richtigen Entscheidungen trifft und das Land wieder an die Spitze führt. Und eine vielsagende Frage: «Glaubst du, du weisst selber alles besser? Oder vertraust du auch auf die Erfahrung anderer?» Sein engster Kreis ist seit Jahren unverändert, seine Kampagne läuft perfekt wie aus einem Guss.
National und international hat er sich seinen Ruf vor allem durch seine strikte Anti-Migrationspolitik erarbeitet. Seine politische Sternstunde war die von ihm mitinitiierte Schliessung der Balkanroute.

Sein ganzer Stolz gilt dem Wiederaufstieg der FPÖ. Als Heinz-Christian Strache die Partei 2005 übernahm, lag sie bei wenigen Prozenten. Bei den Wahlen 2013 erreichten sie 20,5 Prozent. Die sozialen Medien nützt er geschickt für die Kommunikation mit seinen Fans. In den Wahlkampfvideos buhlt er mit viel Witz und Charme, ganz ohne aggressive Zwischentöne, um Stimmen.
Antisemitische Töne sind inzwischen offiziell verpönt. Die Migration und die angebliche Bedrohung durch den politischen Islam sind Hauptthemen der FPÖ. (dpa)