Staatsschützer identifizieren mutmassliche IS-Zelle in Österreich

Dank in- und ausländischer Behörden wurde die mutmassliche IS-Zelle identifiziert. Sie wurde mit Anschlagplänen in Europa in Verbindung gebracht.

War möglicherweise im Visier einer IS-Terrorzelle in Österreich: der Vienna City Marathon vom vergangenen April. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/APA/APA/TOBIAS STEINMAURER

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zelle soll Anschläge im Zusammenhang mit Grossveranstaltungen in Europa geplant haben.
  • Die betroffenen IS-Anhänger stammen laut Österreichs Innenministerium aus dem Irak.

In Österreich hat der Verfassungsschutz mithilfe von in- und ausländischen Behörden eine mutmassliche Zelle der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) identifiziert. Diese wurde mit Anschlagsplänen im Zusammenhang mit Grossveranstaltungen in Europa in Verbindung gebracht.

Besonders in Hinblick auf den Vienna City Marathon Ende April 2022 sei die Bedrohung von den Verfassungsschützern sehr ernst genommen worden, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA am Dienstag. Die Sportveranstaltung sei zwar nicht konkret im Blickpunkt des Terrornetzwerkes gestanden. Die Staatsschützer ergriffen dennoch Massnahmen zum Schutz des Massenanlasses und intensivierten die Ermittlungen. Diese dauerten zunächst an.

Die betroffenen IS-Anhänger stammen laut dem Innenministerium aus dem Irak. Sie hätten während der Hochzeit des IS führende Rollen eingenommen und seien für die Durchführung neuerlicher Anschläge der obersten IS-Führung in Europa rekrutiert worden. Sie würden über verschiedene Aufenthaltspapiere aus unterschiedlichen europäischen Ländern verfügen und von Österreich aus den IS mitfinanzieren.

«Sehr konspiratives Vorgehen»

Den Ermittlungen zufolge befinden sich weitere Mitglieder des Terrornetzwerks in anderen europäischen Ländern und reisen gezielt für konspirative Treffen kurzfristig innerhalb des Kontinents. Der österreichische Nachrichtendienst ging von einem «sehr konspirativen Vorgehen» der mutmasslichen Terroranhänger aus. Diese hätten unter anderem Chatfunktionen von Videospielen auf Spielkonsolen für die Kommunikation verwendet.

Die Terrormiliz Islamischer Staat hatte im April ihre Anhänger dazu aufgerufen, die Zeit des Ukraine-Kriegs für Anschläge in Europa zu nutzen. Europa gehe «durch eine heisse Phase» und IS-Unterstützer sollten diese Gelegenheit wahrnehmen. Die Terrormiliz will laut einer Audiobotschaft den Tod ihres ehemaligen Anführers Abu Ibrahim al-Haschimi al-Kuraischi rächen. Dieser war Anfang Februar bei einem US-Militäreinsatz im Nordwesten Syriens getötet worden.

In Österreich hatte am 2. November 2020 ein IS-Anhänger in der Wiener Innenstadt vier Menschen erschossen und mindestens 23 weitere Personen zum Teil schwer verletzt.