Stellt Papst Franziskus nun die Kirche auf den Kopf?

Ein Dokument, das am Donnerstag veröffentlich wird, könnte die Strukturen des Christentums verändern: Schafft der Papst die eigene Vormachtstellung ab?

Wird Papst Franziskus seine Rolle als Primat in der christlichen Kirche aufgeben? (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Papst hat eine Vormachtstellung, das sogenannte Primat, in der christlichen Kirche.
  • Ein Dokument, das am Donnerstag erscheint, könnte diese ins Wanken bringen.
  • Doch diese Entscheidung würde bei Papst Franziskus selbst liegen.

Die Welt wartet gespannt auf ein Dokument aus dem Vatikan, das am Donnerstag veröffentlicht werden soll. Es wird gemunkelt, dass Papst Franziskus möglicherweise seine privilegierte Position innerhalb des Christentums, das «Primat» genannt wird, aufgeben könnte.

Das Dokument hat das Potenzial, die Beziehungen zwischen den christlichen Kirchen im Osten und Westen grundlegend zu verändern. Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch leitete die Erstellung des Textes unter der Aufsicht der Ökumene-Behörde des Papstes.

Bereits der Titel des Dokuments spricht Bände. Es spielt auf eine Lehrschrift vom Jahr 1995 an, in dem Papst Johannes Paul II. eine andere Art der Ausübung des päpstlichen Amtes insbesondere für die Ostkirchen in Aussicht stellte.

Jahrzehntelange Beratungen führen zu Ergebnissen

Papst Johannes Paul II., ein Pole, hatte damals andere christliche Kirchen dazu eingeladen, mit Rom einen «brüderlichen und geduldigen Dialog» zu führen. Ziel war es herauszufinden, wie das Papsttum als «Dienst der Barmherzigkeit» für alle Kirchen verstanden werden könnte.

Daraufhin gründete die Ökumene-Abteilung des Vatikans mehrere Dialogforen mit verschiedenen Kirchen, die über Jahrzehnte hinweg berieten. Die Ergebnisse dieser Beratungen liegen nun vor, wie die «Presse» berichtet.

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Auch Papst Franziskus unternahm bereits Schritte in diese Richtung. So strukturierte er die katholische Kirche «synodal» um. Auch Bischöfe, Theologen und Laien sollen in Diskussionen über grundlegende Fragen der Kirche einbezogen werden.

Nicht nur der Papst allein soll entscheiden. Das stellt eine Annäherung zu anderen christlichen Kirchen dar, die ebenfalls eine synodale Struktur aufweisen.

Schafft der Papst die eigene Vormachtstellung ab?

Bisher ist jedoch unklar, ob der Papst weiterhin eine höhere Position unter den christlichen Kirchenoberhäuptern beansprucht. Diese sogenannte Primatstellung des Papstes behauptet die katholische Kirche seit dem frühen Mittelalter.

Das Dokument, das am Donnerstag vorgestellt wird, ist laut Vatikan ein «Studiendokument», das von Franziskus genehmigt wurde. Es soll die Antworten der ökumenischen Dialoge über Primat und Synodalität zusammenfassen.

Am Ende soll das Papier einen Vorschlag für eine erneuerte Form des Papstamtes machen. Im Vatikan wird gemunkelt, dass sich Franziskus schon bald mit anderen christlichen Oberhäuptern treffen und eine Diskussion anregen könnte.