Streiks an Schnäppchentag bei Amazon in Deutschland

Zum traditionellen Schnäppchentag beim US-Versandhändler Amazon sind Beschäftigte an sieben Standorten in Deutschland in den Streik getreten.

Amazon-Firmenschild - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Ausstand an sieben Standorten - Konzern weist Kritik der Gewerkschaft zurück.

Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi beteiligten sich am Montag «deutlich über 2000» Mitarbeiter an dem Ausstand, um bei ihrer Forderung nach einem Tarifvertrag Druck zu machen. Amazon erklärte, der Online-Handelskonzern könne auch ohne Tarifvertrag ein fairer Arbeitgeber sein.

Der Streikbeginn fällt zusammen mit dem sogenannten Prime Day, an dem Amazon mit starken Rabatten lockt. «Während Amazon mit satten Preisnachlässen beim Prime-Day zur Schnäppchenjagd bläst, wird den Beschäftigten eine existenzsichernde tarifliche Bezahlung vorenthalten», kritisierte Verdi-Handelsexperte Orhan Akman den US-Konzern.

Amazon hatte bereits im Vorfeld erklärt, dass der Streikaufruf keinen Einfluss auf die Lieferungen an die Kunden haben werde. «Die überwältigende Mehrheit unserer Mitarbeiter arbeitet normal», erklärte ein Konzernsprecher. «Die Pakete kommen an.»

Die Arbeitsniederlegungen begannen in der Nacht zum Montag, wie Akman AFP sagte. Nach seinen Angaben beteiligten sich deutlich über 2000 Beschäftigte. «Das ist mehr als wir erwartet haben», sagte er. Zudem äusserte er sich zufrieden, dass es gelungen sei, das Thema neu zu platzieren. «Unser Signal soll sein, dass wir nicht klein beigeben», sagte Akman. Verdi fordert für die Amazon-Beschäftigten Tarifeinkommen wie im Einzel- und Versandhandel. Dafür solle Amazon regionale Flächentarifverträge anerkennen.

Gestreikt wurde Verdi zufolge an den Amazon-Standorten in Werne, Rheinberg, Leipzig, Graben, Koblenz sowie an den zwei Standorten in Bad Hersfeld. Der Ausstand steht unter dem Motto «Kein Rabatt mehr auf unsere Einkommen». Akman kritisierte, die Rabatte an die Kunden beim Schnäppchentag lasse sich Amazon «durch Tarifflucht und Niedriglöhne der eigenen Beschäftigten bezahlen».

Amazon erklärte hingegen, das Unternehmen sei ein «fairer und verantwortungsvoller Arbeitgeber». «Nicht umsonst ist Amazon der Arbeitgeber der Wahl für rund 13.000 Mitarbeiter an den zwölf deutschen Logistikzentren.» Mehr als 8000 Mitarbeiter in Deutschland arbeiteten zudem schon seit mehr als fünf Jahren bei Amazon. Es gebe ausserdem eine enge Zusammenarbeit mit den Betriebsräten in den Logistikzentren, die von allen Mitarbeitern gewählt würden und die gesamte Belegschaft repräsentierten - «im Gegensatz zur Gewerkschaft, die nur für eine Minderheit spricht».

Verdi wiederum argumentierte, dass das Geld für eine bessere Bezahlung der Amazon-Mitarbeiter «vorhanden» sei. Die Gewerkschaft verwies dazu darauf, dass Amazon allein im ersten Quartal dieses Jahres nach eigenen Angaben weltweit einen Rekordgewinn von rund 3,2 Milliarden Euro erzielt habe.

Der Konzern teilte mit, er bezahle in seinen deutschen Logistik-Zentren «am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich» sei. In Deutschland begännen die Amazon-Mitarbeiter mit einem Lohn von umgerechnet mindestens 10,78 Euro brutto pro Stunde. Nach 24 Monaten seien es im Durchschnitt 2397 Euro brutto im Monat. Die Streiks sollen nach Angaben von Verdi am Dienstag fortgesetzt werden.