Ukraine-Krieg: Darum ist Transnistrien-Konflikt gefährlich für Nato
Russland bringt sich in Stellung, auch in Moldau «russische Bürger zu retten». Auf den Ukraine-Krieg hätte das grossen Einfluss.
Das Wichtigste in Kürze
- In Moldau explodieren Bomben in prorussischen Separatisten-Gebieten.
- Russland geht dabei genau gleich vor, wie in Georgien und zu Beginn des Ukraine-Kriegs.
- Moskau zündelt und startet eine neue Eskalationsphase, so eine Osteuropa-Expertin.
An der Westgrenze der Ukraine, in der moldawischen Region Transnistrien, ist es diese Woche zu mehreren Explosionen gekommen. Unter anderem wurde das Ministerium für Staatssicherheit in der transnistrischen Hauptstadt Tiraspol beschossen.
Wer dafür verantwortlich ist, ist unklar, aber Russland sieht sich erneut als Schutzmacht gefordert. Nach den Anschlägen äusserte sich der Kreml umgehend «besorgt» über das Wohl von dortig lebenden «russischen Bürgern».
Das weckt Ängste: Schwappt der Ukraine-Krieg jetzt aufs Nachbarland Moldau über?
Das Drehbuch erinnert stark an den Beginn des Ukraine-Kriegs. Das sei sicher kein Zufall, sagt Osteruropa-Expertin Miriam Kosmehl von der Bertelsmann-Stiftung. «Dass dort Russen unterdrückt werden ist so falsch, wie es im Donbass falsch war. Aber es lässt zurecht alle Alarmglocken schrillen.»
Das Museum der Sowjetunion
Die Region Transnistrien liegt im Osten von Moldau, an der Grenze zur Ukraine. Sie gilt bereits seit kurz nach der Gründung des Landes als abgespalten und wird von pro-russischen Separatisten kontrolliert. 1500-2000 russische Soldaten sind bereits seit 20 Jahren dort stationiert, sie werden von Experten aber als schlecht ausgerüstet eingeschätzt. Wegen der erhaltenen Infrastruktur aus den 80er-Jahren wird sie gemeinhin auch als «Museum der Sowjetunion» bezeichnet.
Das abtrünnige Transnistrien sei ein seltsames und komplexes Staatsgebilde, erklärt Kosmehl. Sie zeichnet das Bild einer Verwaltung, die von Organisierter Kriminalität und Korruption dominiert wird. Dass eine mächtige Einzelperson im Hintergrund, welche sich dadurch persönliche Vorteile erhofft, die Anschläge veranlasste, sei darum auch nicht auszuschliessen.
Ukraine-Krieg: Klare Parallelen zu Transnistrien
Kosmehl hat aber auch eher den Kreml im Verdacht der Anschläge. Zu deutlich sind die Parallelen zum russischen Verhalten in Georgien und am Anfang des Ukraine-Kriegs. «Ich halte das für eine weitere Eskalationsphase, ein weiteres Zündeln.»
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«Fakt ist: mehr Gewalt in Transnistrien bedroht die Sicherheit der ganzen Republik Moldau, ihre Stabilität und auch ihre Souveränität.»
Das sei auch für die NATO bedenklich, denn der Ukraine-Krieg rückt somit an die Grenze des Mitgliedlandes Rumänien. «Sie muss neben der Ostflanke dann auch Rumänien und Bulgarien berücksichtigen.»
Ukraine droht Verlust von Meer-Zugang
Die Region wäre für Russland auch im Ukraine-Krieg militärisch bedeutend. Der russische General Rustam Minnekajew hatte zuletzt angedeutet, eine Landbrücke dem Meer entlang nach Transnistrien erobern zu wollen.
Fällt dabei die Hafenstadt Odessa, sind es nur noch weniger als zwei Autostunden bis Tiraspol. Dann wäre die Ukraine im Süden umzingelt und müsste auch Angriffe aus dem Westen befürchten. Dazu hätte sie den Meerzugang verloren. Insgesamt wäre das ökonomisch wie versorgungstechnisch «katastrophal» für Selenskyj, warnt Kosmehl.