Ukraine-Krieg: Müssen bald Migranten für Russland an die Front?
Russland muss im Ukraine-Krieg seine Armee aufstocken. Mittlerweile machen die Behörden auch keinen Halt mehr vor Migranten.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Ukraine-Krieg zielen russische Behörden vermehrt auf Migranten aus Zentralasien ab.
- Den Migranten wird mit einem Entzug der russischen Staatsbürgerschaft gedroht.
- Die Einschüchterungstaktik soll helfen, die bröckelnde Armee wieder aufzustocken.
Im Oktober müssen mehr als 100'000 Soldaten in Russland antreten – angeblich nur zum Grundwehrdienst. Doch: Der russischen Armee gehen im Ukraine-Krieg die Kämpfer aus. Das Militär tut sich jedoch schwer damit, neue Kämpfer zu rekrutieren.
Und das nicht ohne Grund: Schon seit mehreren Wochen werde versucht, mit einer «aggressiven Rekrutierungskampagne für den Vertragsdienst» zu werben. Darüber berichtet «BBC Russia». Die Bereitschaft, im Ukraine-Krieg an die Front zu gehen, hält sich jedoch bei vielen in Grenzen.
Jetzt geraten zentralasiatischen Migranten in den Fokus russischer Behörden. Jährlich hoffen Tausende Wanderarbeitende, etwa aus Usbekistan, auf bessere Arbeitsbedingungen. Dafür kehren sie ihrer eigenen Heimat den Rücken und bewerben sich stattdessen für die russische Staatsbürgerschaft.
Ukraine-Krieg: Verhaftung von Hunderten Wanderarbeitern
Ein neuer Gesetzesentwurf vom August könnte ihnen nun zum Verhängnis werden. Diesem zufolge könnte eingebürgerten Migranten die russische Staatsbürgerschaft entzogen werden, wenn sie sich «der militärischen Militärmobilmachung entziehen». Aber auch, wenn sie «die Frist für die obligatorische Militärregistrierung versäumen».
Für eine Staatsbürgerschaft zahlen die Migranten einen hohen Preis: Bei Durchsuchungen wurden in den vergangenen Wochen mehrere Hundert Wanderarbeiter verhaftet. Darüber schreibt das Portal «Meduza». Vor allem Männer, die die russische Staatsbürgerschaft erhalten, aber die obligatorische militärische Registrierung nicht abgeschlossen haben, wurden durchsucht.
Mit den Durchsuchungen werde den «neuen Bürgern» geholfen, «ihre Pflichten zu erfüllen». Denn sie würden «vergessen», sich beim Militär zu registrieren. So zumindest versuchen die russischen Behörden, sich zu rechtfertigen.
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Das erklärt Waleria Wetoschkina, Anwältin bei der Menschenrechtsorganisation Department One, gegenüber dem Portal. Zugleich sagt sie: «Dies ist eine weitere Repressionswelle.»
Diese ziele darauf ab, die Zahl derjenigen zu erhöhen, «die für die Wehrpflicht im nächsten Herbst einberufen werden können». Auch Temur Umarow, Analyst einer US-Denkfabrik, übt Kritik: Migranten in Russland würden «immer für die Ziele des Landes» eingesetzt.