Ukraine-Krieg: Russische Mega-Offensive gerät ins Stocken

Die russische Blitz-Offensive zur Eroberung der Stadt Awdinjiwka im Ukraine-Krieg kommt schlecht voran. Ein Experte spricht von einem «zweiten Bachmut».

Ein Gebäude im ukrainischen Awdijiwka brennt nach einem Luftangriff. (Archivbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Russland hat eine neue Grossoffensive im Osten der Ukraine gestartet.
  • Es wurden über 100 Panzer, Schützenpanzer und Militär-LKWs eingesetzt.
  • Doch die ukrainischen Soldaten konnten den Angriff erfolgreich abwehren.

Am Donnerstag startete Russland im Ukraine-Krieg eine neue Grossoffensive im Osten der Ukraine. Das Ziel ist die Eroberung der Stadt Awdinjiwka. Hunderte dort stationierte ukrainische Soldaten wollte man einkesseln und so die Nachschublinien unterbrechen, die in die Stadt führen. Doch die Ukraine konnte ihre Stellungen weitgehend halten.

Russland setzte bei dem Vorhaben auf eine Grosszahl an schweren Kriegswaffen. Mehr als 100 Panzer, Schützenpanzer und Militär-LKWs näherten sich von Süden und Osten den ukrainischen Verteidigungslinien. Zunächst gelang es zahlreichen Panzern, die erste ukrainische Verteidigungslinie zu durchbrechen. Allerdings riefen die Verteidiger sofortige Verstärkung.

Russische Soldaten gerieten in Panik

Die ukrainischen Verteidiger setzten effektive Massnahmen ein, um die russische Offensive zu stoppen. Drohnen geleitete Artillerie-Geschosse schlugen um die vorrückenden Panzerverbände ein, wodurch viele russische Waffensysteme zerstört oder ausser Betrieb gesetzt wurden. Die Verteidiger nutzten auch westliche Panzerabwehrwaffen im Nahkampf, um die Angreifer aufzuhalten. Die russischen Soldaten gerieten in Panik.

Einige sprangen von ihren Fahrzeugen und gerieten unter die Ketten, wie «Bild» berichtet. Andere Soldaten feuerten mit ihren Gewehren auf die ukrainischen Stellungen. Auf dem weiten Gebiet waren sie jedoch selber ungeschützt. Einige Soldaten rannten über 100 Meter zurück zu den eigenen Linien.

Am Ende des ersten Tages hatte Russland erhebliche Verluste zu verzeichnen, darunter 15 Kampfpanzer, 30 Schützenpanzer, sowie Lastwagen und Artilleriegeschütze. Schätzungen zufolge sind mehr als 200 Soldaten gestorben.

«Ein zweites Bachmut» im Ukraine-Krieg

Trotz dieser schweren Verluste entschied der Kreml, die Offensive fortzusetzen, nun aber mit einem anderen Ansatz. Awdinjiwka soll nun langsam durch den Einsatz von Artillerie und Bodentruppen erobert werden.

Ein russischer Kriegsblogger schreibt laut der deutschen Zeitung beim Nachrichtendienst Telegram: «Es sollte mehrere Kilometer am Tag gehen und ein zweites Cherson werden. Stattdessen geht es jetzt Meter am Tag und wird ein zweites Bachmut».

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Was diese gescheiterte Offensive zeigt: Russland will die im Herbst 2022 annektierten ukrainischen Gebiete um jeden Preis erobern. Die Kämpfe dauern noch an. Dennoch ist das Ausmass der Verluste schon jetzt mit der katastrophalen russischen Offensive bei Vuhledar im Januar 2023 vergleichbar.

Awdinjiwka ist von strategischer und symbolischer Bedeutung im Ukraine-Krieg. Einst lebten hier 33’000 Einwohner. Ukrainischen Angaben zufolge harren noch etwa 1600 Menschen aus.