Valencia-Ticker – Bürgermeister: «Wir sassen in der Falle»

Teile Spaniens wurden von schweren Unwettern heimgesucht. Zahlreiche Menschen verloren ihr Leben. Hier gibt es die neusten Entwicklungen im Ticker.

In Valencia haben Unwetter schwere Überflutungen mit sich gebracht. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Schwere Unwetter haben in Valencia Todesopfer gefordert und Schäden angerichtet.
  • Im Nau.ch-Ticker bleibst du informiert.

In Valencia haben verheerende Unwetter zahlreichen Menschen das Leben gekostet. Am Donnerstag gehen die Aufräumarbeiten weiter. Hier gibt es die neusten Infos im Ticker:

14.24: Fast hundert Todesopfer hat das Unwetter in Spanien gefordert. Dahinter stecken viele traurige Schicksale – wie zum Beispiel das von Antonio T.*

Er konnte seine Partnerin (†34) und ihr drei Monate altes Baby nicht retten, als ihr Auto von den Wassermassen verschlungen wurde. «Ich versuchte, aus dem Fenster zu steigen und die beiden zu befreien, denn das Wasser stand anderthalb Meter hoch. Aber die Kraft war brutal», sagt der 59-Jährige zur Zeitung «El País».

Viele Menschen wurden von der Flut in der Region Valencia in ihren Autos eingesperrt. - keystone

Er konnte lediglich sich selber befreien und den Wagen befestigen. Doch das Baby und die Mutter blieben im Fahrzeug gefangen, während die Strömung es nach unten drückte.

«Das Letzte, was ich sah, war, wie sie vom Autodach aus um Hilfe schrien», berichtet der Familienvater. «Es war unmöglich, sie zu retten.»

Bürgermeister: «In der Falle wie Ratten»

13.13: Besonders hart haben die Unwetter in Spanien die Stadt Utiel in der Region Valencia getroffen.

BürgermeisterRicardo Gabaldon hat gegenüber «Las Provincias» und «RTVE» seine Erfahrungen geschildert. Er konnte keine genaue Zahl nennen, aber sagte, dass nicht alle Einwohner die Unwetter überlebt haben.

Der Dienstag sei der schlimmste Tag seines Lebens gewesen, so Gabaldon. «Wir sassen in der Falle wie Ratten», erzählt der Bürgermeister. Und weiter: «Autos und Müllcontainer strömten die Strassen hinunter. Das Wasser stieg bis zu drei Meter hoch.»

In Utiel hat das Unwetter besonders hart zugeschlagen. - keystone

Ein Barbesitzer erzählt dem «Guardian» zudem, dass die Leute in Utiel sich zunächst über den Regen gefreut hätten. Ihr Land habe dringend Wasser gebraucht. «Aber um 12 Uhr hatte der Sturm richtig zugeschlagen und wir waren alle ziemlich erschrocken», so der Mann.

Dutzende Menschen gelten als vermisst – Suche läuft

12.30: Trotz zahlreicher Geretteter werden noch immer viele Menschen vermisst. Verteidigungsministerin Margarita Robles erklärte die Suche nach ihnen zur Priorität des Tages, wie sie dem TV-Sender Telecinco sagte.

Die Ministerin nannte keine Zahl, aber laut Medien gelten Dutzende Menschen als vermisst. In den Fokus rückt nun die Frage, ob die Behörden nicht früh genug vor der Gefahr gewarnt haben. Das ganze Ausmass der Schäden war auch am Donnerstagmittag noch unklar.

Von «vielen» Menschen wisse man gar nichts über deren Schicksal, sagte die Ministerin. Im besonders stark betroffenen Valencia soll das Militär gezielt in den Ortschaften Paiporta und Masanasa nach Menschen in Not suchen. In der Mittelmeerregion wurden 92 der bisher bestätigten 95 Toten gefunden.

Aufräumarbeiten dauern an – Regierungschef kontert Vorwürfe

09.30: Nach dem heftigen Unwetter mit mindestens 95 Toten in Spanien gehen die Rettungs- und Aufräumarbeiten weiter.

Eine erste Phase sei bereits abgeschlossen worden, sagte der Regierungschef der am meisten betroffenen Region Valencia, Carlos Mazón, in der Nacht zum Donnerstag. Nach etwa 70 Einsätzen aus der Luft seien augenscheinlich alle Menschen gerettet worden, die sich auf Hausdächer geflüchtet hatten.

Die Einsatzkräfte hätten inzwischen auch alle betroffenen Ortschaften erreichen können. Auch die Suche nach Vermissten wird fortgesetzt. Im Laufe des Morgens wird Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez in Valencia erwartet.

Carlos Mazon (links) neben Pedro Sanchez (Mitte). - keystone

Mazón wies zugleich Kritik zurück, die Bevölkerung sei zu spät vor den Wassermassen gewarnt worden. Erste Warnungen seien bereits am Sonntag ausgesprochen worden. Die Verantwortlichen hätten sich strikt an die Protokolle des Zivilschutzes gehalten.

Bei extrem starkem Niederschlag – mancherorts fiel innerhalb von einem Tag so viel Regen wie sonst in einem Jahr – waren am Dienstag immer mehr Flüsse über die Ufer getreten. Der Wetterdienst Aemet sprach von einem «historischen Unwetter», dem schlimmsten solcher Art in diesem Jahrhundert in der bei Urlaubern beliebten Region Valencia.

*Name bekannt