Verbreiteter Tierversuch wird gestrichen
Tierversuche zur Prüfung von Arzneimitteln sollen in der Zukunft nicht mehr durchgeführt werden. Tierschützern geht dieser Vorstoss aber noch zu wenig weit.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Prüfung auf anormale Toxizität wurde vor über hundert Jahren eingeführt.
- In Zukunft sollen die dafür durchgeführten Tierversuche nicht mehr praktiziert werden.
- Der Test war im Europäischen Arzneibuch vorgeschrieben, wird nun aber gestrichen.
Der älteste gesetzlich vorgeschriebene Tierversuch zur Prüfung der Arzneimittelsicherheit darf ab 2019 in Europa nicht mehr durchgeführt werden. Das teilte das für die Zulassung von Impfstoffen und biomedizinischen Arzneimitteln zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen vor dem Internationalen Tag des Versuchstieres am Dienstag (24. April) mit.
Prüfung als Sicherheitstest bei Arzneimitteln
Die Prüfung auf anomale Toxizität (ATT) wurde laut PEI vor über hundert Jahren eingeführt, damals, um die Sicherheit des Diphtherie-Impfstoffs zu testen. Seitdem wurde die Prüfung als Sicherheitstest bei Arzneimitteln verlangt. Als Versuchstiere werden Mäuse oder Meerschweinchen eingesetzt. Der Test war im Europäischen Arzneibuch vorgeschrieben, wird nun aber gestrichen.
«Dies ist ein weiterer erfolgreicher Schritt auf dem Weg, Tierversuche im Bereich der Arzneimittelforschung, -zulassung und -prüfung auf ein notwendiges Minimum zu beschränken», sagte Prof. Klaus Cichutek, der Präsident des PEI.
Tierschützern geht Vorstoss zu wenig weit
Dem Deutschen Tierschutzbund gehen die bisherigen Bemühungen zur Begrenzung von Tierversuchen nicht weit genug. Der Interessenverband fordert eine Gesamtstrategie zum Ausstieg aus Tierversuchen und eine Änderung des Tierschutzgesetzes. «Deutschland sollte endlich umdenken und beim Ausstieg aus Tierversuchen eine Vorreiterrolle einnehmen», sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
Nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft wurden 2016 in Deutschland etwa 2,8 Millionen Tiere in Tierversuchen eingesetzt, knapp 80 Prozent davon sind Nagetiere wie Mäuse und Ratten.