Vom Brexit verunsicherte Briten wollen zweiten Pass

Immer mehr britische Bürger wollen einen zweiten Pass, die entsprechenden Anträge steigen Europaweit. Doch zwei Länder bilden die Ausnahme.

2017 erhielten rund 7500 Briten die deutsche Staatsbürgerschaft. Auch in anderen Ländern sichern sich Briten mit einem zweiten Pass ab. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Europaweit stellen Briten Anträge für eine doppelte Staatsbürgerschaft.
  • Schwierige Bedingungen oder die Aufgabe des britischen Passes wirken aber abschreckend.
  • Deshalb gingen in Estland und Spanien keine beziehungsweise fast keine Gesuche ein.

In weniger als drei Monaten will Grossbritannien die Europäische Union verlassen. Das ist vielen Briten nicht geheuer – sie wollen sich mit einem Pass eines anderen EU-Landes absichern. Entsprechende Anträge von Briten sind in vielen Staaten sprunghaft gestiegen.

Deutschland

Die Einbürgerungen von Briten in Deutschland liegen auf Rekordniveau: 2017 erhielten rund 7500 Briten die Staatsbürgerschaft. Im Jahr 2015 waren es nur 622 gewesen. 2016 – im Jahr des Brexit-Votums – kletterte die Zahl schon auf 2865. Die Briten nahmen 2017 in dieser Rangliste den zweiten Platz ein.

Irland

Das Interesse an irischen Pässen ist seit dem Brexit-Votum ebenfalls deutlich gestiegen. Das begehrte Dokument ist auch relativ leicht zu bekommen, wenn man irische Wurzeln hat. Nach Angaben der Regierung in Dublin gab es im vergangenen Jahr rund 183'000 Anträge auf einen irischen Pass aus Grossbritannien.

Spanien

Im Rentnerparadies Spanien gibt es keinen echten Run von Briten auf einen Reisepass des EU-Staates. Zwar hat sich in den ersten zehn Monaten des Jahres 2018 die Zahl der Briten, die die spanische Staatsbürgerschaft beantragten, im Vergleich zum Gesamtjahr 2015 mehr als verdreifacht. Die absolute Zahl ist mit 166 aber sehr niedrig.

Portugal

In Spaniens kleinerem Nachbarland schoss die Zahl der Anträge von 62 im Jahr 2015 auf rund 500 in den ersten elf Monaten des Jahres 2018 hoch. In Portugal leben etwa 50'000 Briten.

Bulgarien

Rund 40'000 Briten haben sich nach inoffiziellen Angaben in Bulgarien niedergelassen. Das ärmste EU-Land ist vor allem bei Rentnern beliebt. Nach dem Brexit-Votum bot Regierungschef Boiko Borissow den in dem südosteuropäischen Land lebenden Briten an, die bulgarische Staatsangehörigkeit zu beantragen.

Italien

Nach Angaben einer Sprecherin der Initiative British in Italy, die sich nach der Brexit-Abstimmung gegründet hat, leben rund 65'000 Briten in Italien. «Es ist sicher, dass es einen beträchtlichen Anstieg von Briten gibt, die eine italienische Staatsbürgerschaft beantragt haben.»

Schweden

Auch im Norden ist der Trend klar erkennbar. Um eine schwedische Staatsbürgerschaft bewarben sich nach Angaben des Migrationswerkes im Jahr 2015 nur 511 Briten. Ein Jahr später waren es mit knapp 1600 Anträgen bereits mehr als dreimal so viele.

Estland

Ganz anders ist die Lage in Estland. Nach Angaben des Innenministeriums in Tallinn hat sich zwischen 2015 und 2017 nicht ein einziger Brite um eine Staatsbürgerschaft bemüht. Grund sind wohl die strengen Regeln.