Was der Duden mit dem Gendersternchen vorhat
Am Freitag debattiert der Rat für deutsche Rechtschreibung über geschlechtergerechte Schreibung. Der Duden beobachtet weiter, welche Wendungen sich etablieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Freitag debattiert der Rat für deutsche Rechtschreibung über Gender-Schreibweisen.
- In den letzten Wochen wurde in den sozialen Netzwerken heiss darüber diskutiert.
- Welche Wendungen aufkommen und sich durchsetzen, wird der Duden weiter beobachten.
*, X, oder / - wenn diese Zeichen mitten in Wörtern Einzug halten, können schon mal die Emotionen hochkochen. Es klang nach nicht weniger als einem Wendepunkt in der Geschichte der deutschen Sprache, wenn es in den vergangenen Wochen in Medien und sozialen Netzwerken um diese Frage ging. Anlass für die Debatten sind für Freitag geplante Beratungen des Rats für deutsche Rechtschreibung in Wien über geschlechtergerechte Schreibung.
Kommt jetzt das Gendersternchen in den Duden?
Die Leiterin der Dudenredaktion, Kathrin Kunkel-Razum, verneint. In dem gelben Wälzer könne im Regelteil eine Empfehlung dazu aufgenommen werden, mit welchen sprachlichen Mitteln das Gendern realisiert werden kann. Nur als Empfehlung, ohne Vorschriften, das betont sie sehr. Wohl auch vor dem Hintergrund, dass ein Duden-Ratgeber von Herbst 2017 über das Gendern den Autorinnen böse Zuschriften und negative Kommentare einbrachte. Darin ist etwa von verhunzter «Muttersprache» und «Sprachpolizei» die Rede. Nach den aktuellen amtlichen Regeln sind Einschübe von Sternchen, Schrägstrich oder X nicht normgerecht. Bisher sind nicht einmal diese Zeichen für Anfeindungen nötig: Das zeigte der Fall der Uni Leipzig, die sich 2011 für eine Grundordnung mit nur weiblichen Berufsbezeichnungen entschied.
Erst mal abwarten, was sich etabliert
Dass sich nun der Rechtschreibrat mit dem Gendern beschäftigt, geht auf eine Anfrage der Berliner Landesstelle für Gleichbehandlung zurück, die nach Formulierungsempfehlungen gefragt hatte. Der Rat betrete bei dem Thema «durchaus Neuland» und könne höchstens Empfehlungen geben, meint Kunkel-Razum. Entscheidungen seien am Freitag nicht zu erwarten. Es fehlten auch noch Analysen zum unterschiedlichen Umgang mit dem Gendern im deutschsprachigen Raum. In der Schweiz etwa sei es in offiziellen Texten seit Längerem «üblich und akzeptiert», so Kunkel-Razum.
Welche Wendungen aufkommen und sich letztlich im Sprachgebrauch durchsetzen - das will der Duden weiter beobachten. «Sind sie dann etabliert, ziehen sie auch ins Wörterbuch ein», erklärt die Redaktionsleiterin.