Anti-Alkohol-Kampf in Russland laut WHO erfolgreich

Das Klischee vom «Wodka-Reich» Russland als Nation der stärksten Trinker gerät ins Wanken. Die WHO sieht die Erfolge des Landes sogar als Vorbild für andere.

Laut einer WHO-Studie macht Russland Fortschritte im Kampf gegen den Alkohol. Foto: Anton Belitsky/Tass/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Alkoholkonsum in Russland ging laut der WHO stark zurück.
  • Die Anti-Alkohol-Politik des Landes verzeichnet somit erste Erfolge.

Seit Jahrzehnten gilt Russland als Nation mit dem grössten Alkoholproblem und einer extrem hohen Sterblichkeit durch Trunksucht. Doch eine neue Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bescheinigt der Wodka-Nation nun massive Fortschritte im Kampf gegen den Alkohol.

Der Konsum sei von 2003 bis 2016 um 43 Prozent zurückgegangen, teilte die WHO mit. Zugleich habe sich die Lebenserwartung dramatisch erhöht – von nur 57 Jahren bei Männern 1994 auf jetzt 68 Jahre und bei Frauen auf 78 Jahre.

Eine Flasche eines russischen Wodkas. - Pixabay

«Wir zerstören hier ein Klischee von Russland», sagte die WHO-Expertin Carina Ferreira-Borges der Deutschen Presse-Agentur.

Demnach tranken Russen 2016 nur noch 11,7 Liter Alkohol pro Kopf und Jahr. Zum Vergleich: In Deutschland waren es den WHO-Daten zufolge 13,4 Liter. Gemeint ist jeweils reiner Alkohol. Die Russen trinken meist lieber härtere Sachen wie Wodka.

Erfolgreicher Kampf gegen den Alkohol

Schon seit Jahren spricht die russische Politik von Erfolgen im Kampf gegen den Alkohol. Es gibt einen Mindestpreis auf Spirituosen, höhere Steuern, ein nächtliches Verkaufsverbot und strenge Vorgaben für die Werbung. Zudem ist das lange als Lebensmittel gehandelte Bier seit 2013 auch als Alkohol eingestuft.

Doch die WHO-Studie ist die erste Bestätigung von unabhängiger Seite, dass die Erfolge – wie gelegentlich von Kritikern bezweifelt – nachweisbar sind. Auch russische Experten räumen bisweilen ein, dass sich wohl wirklich etwas bessere im Wodka-Reich.

Die WHO-Studie liefert die erste Bestätigung, dass Russland im Kampf gegen den Alkoholkonsum Fortschritte gemacht hat. - pixabay

Die WHO-Experten betonten zwar auch, dass die russischen Werte weiter zu den höchsten in Europa gehörten. Trotzdem könnten die bisherigen Erfolge Ansporn für andere Länder sein, sich dem WHO-Aktionsplan im Kampf gegen den gefährlichen Alkoholkonsum anzuschliessen.

Probleme der Trunksucht

Besonders in den chaotischen, von Hunger und Armut geprägten 1990ern starben Hunderttausende Russen an den Folgen der Trunksucht. Damals stieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion der Alkoholkonsum bei Männern auf 34 Liter pro Jahr – das entspricht etwa 340 Halbliter-Flaschen Wodka, fast eine pro Tag.

Nach Angaben der WHO sterben europaweit jedes Jahr rund eine Million Menschen an den Folgen von Alkoholkonsum, viele in jungen Jahren.