Berliner Forscher stellen Mars Vasen her
Vor Kurzem liessen chinesische Forscher das erste Mal eine Pflanze auf dem Mond wachsen, in Berlin entwerfen Wissenschaftler Vasen aus Mars-Sand.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutsche Forscher haben Vasen aus «Mars-Simulanten-Material» gefertigt.
- Sieben Monate würde eine Reise zum Mars mit den heutigen technischen Möglichkeiten dauern.
Vorsichtig reiht David Karl vier Vasen in unterschiedlichen Erdtönen mit engem Hals und dickem Bauch der Grösse nach vor sich auf. Dass diese erst einmal völlig unspektakulär wirken, ist Zeichen für den Erfolg des Wissenschaftlers am Fachgebiet Keramische Werkstoffe der Technischen Universität Berlin (TU).
Denn Karl und seine Kollegen haben die Vasen aus Mars-Sand gefertigt. Oder genauer gesagt: aus «Mars-Simulanten-Material», wie der Materialwissenschaftler die vulkanische Erde nennt, die chemisch mit Böden auf dem Roten Planeten vergleichbar sei.
Aus einem grossen weissen Bottich mit Nasa-Emblem und Zollaufklebern schöpft Karl mit einer Plastikschaufel den Rohstoff und lässt ihn zurück in den Eimer rieseln. Der staubige Inhalt stammt aus Hawaii und ist «ziemlich schwer zu verarbeiten», wie der Forscher sagt.
Zahlreiche Versuche und viele zerbrochene Vasen habe es gebraucht, bis er das Material in Form bringen konnte.
«Man kann nicht alles mit dorthin nehmen»
Forscher Karl ist kein Raumfahrtexperte. Für ihn geht es vielmehr darum grundsätzlich auszuprobieren, wie man vor Ort aus vorhandenen Materialien Gegenstände produzieren könnte. «Der Mars ist so weit weg, dass man nicht alles mit dorthin nehmen kann.»
Sieben Monate dauert die Reise mit den derzeitigen technischen Möglichkeiten. Dass man sich am Institut gerade für Vasen entschieden hat, liege an der kulturhistorischen Bedeutung des Gegenstands, der seit Tausenden von Jahren von unterschiedlichen Völkern gefertigt wurde. Vasen auch aus Pseudo-Mars-Sand herzustellen sei aber auch eine Art «Gag für die Öffentlichkeit», sagt Karl.
Versuche wie bei Forscher David Karl gebe es nicht nur in Berlin, sagt der Ex-Astronaut Thomas Reiter im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Er steht nun der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) als Berater zur Seite.
Nach Auskunft Reiters testen Wissenschaftler in grösserem Format in Amsterdam, wie Mondgestein mithilfe von Sonneneinstrahlung zusammengebacken werden kann.
Das Verwenden von örtlicher Materie auf anderen Planeten oder dem Mond nennen Forscher In-Situ Resource Utilization. «Ohne solche Projekte würden wir uns schwer tun, in effizienter Weise voranzukommen», sagt Reiter.
Ob er eine Vase auf seinen Weltrumspaziergängen vermisst hätte? Zumindest die Möglichkeit, sich auf dem Mars Backsteine zu brennen, hielte Reiter für ziemlich praktisch: «Die können Geräte zum Beispiel vor Mikrometeoriten schützen».