Corona-Impfstoff: Virologe Streeck warnt vor zu grosser Euphorie

Für viele ist der Impfstoff die grosse Hoffnung im Kampf gegen das Coronavirus. Der deutsche Virologe Hendrik Streeck drückt auf die Euphoriebremse.

Die USA möchte Anfang November einen Impfstoff gegen das Coronavirus lancieren. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Hendrik Streeck hält wenig von der Euphorie um Corona-Impfstoffe.
  • Der Virologe zweifelt daran, dass ein solches Mittel entwickelt werden kann.
  • Man müsse sich deshalb auf den Fall vorbereiten, dass es keinen Impfstoff geben wird.

Zahlreiche Forschende arbeiten aktuell an der Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Coronavirus. Die Hoffnung ist gross, dass durch ein solches Mittel die Pandemie definitiv unter Kontrolle gebracht werden kann.

Nun warnt der deutsche Virologe Hendrik Streeck allerdings davor, sich darauf zu verlassen. Man habe bisher gegen keines der Coronaviren einen Impfstoff gefunden, so Streeck gegenüber der «FAZ». «Es ist wichtig, auch Szenarien zu entwerfen für den Fall, dass es vielleicht keinen Impfstoff geben wird», so der 42-Jährige.

Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik in Bonn. - dpa

Streeck bezweifelt auch, ob es sinnvoll oder notwendig ist, einen Impfstoff zu entwickeln. Weil man jedes Jahr ein neues Mittel kreieren müsste, sei es schwierig, alle Corona-Infektionen zu verhindern.

Streeck: Begriff der zweiten Welle ist «irreführend»

Ohnehin hätten die meisten Infizierten einen asymptomatischen Krankheitsverlauf. Entsprechend fordert der Virologe: «Wir müssen Massnahmen für jene finden, die einen schweren Verlauf haben, und genau diese Menschen schützen.»

Wenig hält Streeck auch vom «irreführenden» Begriff der zweiten Welle. «Wir müssen realisieren, dass das Virus hier ist und nicht mehr weggehen wird. Dass wir es gewissermassen mit einer Dauerwelle zu tun haben.»