Coronavirus: Antikörperstudien zeigen das wahre Ausmass der Pandemie
Weltweit sind bisher mehr als 33 Millionen Infektionen mit dem Coronavirus verzeichnet worden. Antikörperstudien zeigen nun jedoch das wahre Ausmass.
Das Wichtigste in Kürze
- Die britische Wochenzeitung «Economist» hat 279 Antikörperstudien untersucht.
- Die Autoren kommen zum Schluss: Das wahre Ausmass der Corona-Pandemie ist riesig.
Jetzt ist es offiziell soweit: Seit Beginn der Pandemie mit dem Coronavirus starben weltweit eine Million Menschen. Das meldeten in der Nacht auf Mittwoch Forscher der US-Universität Johns-Hopkins in Baltimore.
Infektionen wurden demnach knapp 33,2 Millionen registriert. Doch wie weit ist der neue Erreger tatsächlich verbreitet? Immer wieder sprechen Experten nämlich von einer extrem hohen «Dunkelziffer». Die offiziellen Zahlen würden kein verlässliches Bild der aktuellen Realität zeichnen, heisst es.
Das hat verschiedene Gründe: Die veröffentlichten Statistiken sind etwa vielfach ungenau, oder die Tests werden nicht einheitlich ausgeführt. Auch hat nicht jeder Infizierte so starke Symptome, dass er zum Arzt rennt und sich testen lässt.
Es ist darum davon auszugehen, dass die globale Durchseuchungsrate wesentlich höher liegt als die täglich gemeldeten Infektionswerte. Das heisst: Viele Menschen haben bereits eine Corona-Infektion durchgemacht und sind zumindest für eine gewisse Zeit immun.
Schon im Januar eine Million Fälle mit Coronavirus täglich
Dass das wahre Ausmass der Pandemie viel schlimmer ist, davon ist auch der «Economist» überzeugt. Die britische Wochenzeitung hat deshalb 279 Antikörperstudien in 19 Ländern untersucht und wagt eine Schätzung.
Die Ergebnisse zeigen: Schon Ende Januar dürften sich die Infektionszahlen in der Höhe von mehr als einer Million Neuansteckungen pro Tag bewegt haben.
Als Erinnerung: Ende Januar wurde das neuartige Coronavirus noch nicht einmal als Bedrohung für die Welt betrachtet. Im Mai dürfte die weltweite Ansteckungsrate dem Bericht zufolge bereits mehr als fünf Millionen pro Tag betragen haben.
Insgesamt zwischen 500 und 730 Millionen Menschen haben sich demnach mittlerweile infiziert. Das entspricht 6,4 bis 9,3 Prozent der Weltbevölkerung.
Der «Economist» ist weiter «fast sicher», dass das Virus inzwischen zwar in allen Erdteilen verbreitet, aber weniger tödlich sei. Möglich sei aber auch, dass die Todesfälle falsch gezählt wurden.
Viele, die seit Beginn der Pandemie an dem neuartigen Coronavirus gestorben sind, hatten etwa keinen positiven Corona-Test. Hier könne wiederum zum Beispiel die Auswertung der Übersterblichkeitsrate helfen, zu genaueren Ergebnissen zu kommen.
WHO setzt Obergrenze bei zehn Prozent
Übrigens: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bislang keine offiziellen Daten zu Antikörperstudien veröffentlicht. Zurzeit wird daran gearbeitet. Als geschätzte Obergrenze der Infektionen nannten die Experten in Genf aber zehn Prozent der Weltbevölkerung. Diese Zahl würde also der «Economist»-Schätzung entsprechen.