Empa-Forschende erstellten Orientierungshilfe für Gebäudesanierung

Gebäude müssen saniert werden. Forschende der Empa haben nun eine Orientierungshilfe erstellt, die zeigt, wo und wann saniert werden sollte.

Pro Jahr wird nur rund eines von 100 Häusern in der Schweiz saniert. Um den Energieverbrauch im Gebäudesektor zu senken wie in der Energiestrategie 2050 vorgesehen, müsste sich diese Rate mehr als verdoppelt. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bis alle Gebäude in der Schweiz saniert sind, dauert es rein rechnerisch 100 Jahre.
  • Für Empa-Forscher ist dies zu langsam, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen.
  • Nun haben sie eine Orientierungshilfe erstellt.

Um das Netto-Null-Ziel für die Treibhausgasemissionen bis im Jahr 2050 in der Schweiz zu erreichen, müssen Gebäude saniert werden. Forschende der Empa haben nun eine Orientierungshilfe erstellt, die zeigt, wo und wann welche Sanierungsarbeiten vorgenommen werden sollten.

Derzeit werde jährlich ein Prozent des gesamten Gebäudebestandes in der Schweiz saniert, womit es rein rechnerisch 100 Jahre dauern würde, bis alle Häuser erneuert wären, teilte die Empa am Dienstag mit. Das sei zu langsam, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen. Denn Heizen und Kühlen tragen massgeblich zum CO2-Ausstoss bei. Um möglichst zielführend den Energiebedarf der Gebäude zu senken, widmeten sich die Forschenden um Kristina Orehounig einer minutiösen Sortierarbeit.

Sie griffen dazu auf nationale Datenbanken zurück und sortierten die Wohngebäude der Schweiz in 50 verschiedene Typen, aufgedröselt nach Baujahr, Heizungstyp und Anzahl der Bewohner. 77 Prozent dieser Gebäude würden elektrisch, mit Öl oder Gas beheizt, womit sich ein beachtliches Sanierungspotential zeige, so die Empa. Ähnlich gingen die Forschenden ebenfalls für Gewerbebauten vor und teilten diese nach deren Nutzung, Grösse und Baujahr ein.

Auch ermittelten sie das Potential für Photovoltaik sowie die jeweilige Bebauungsdichte der jeweiligen Gebäudeparks. Aus letzterem entstand eine Unterteilung in vier städtische (urban), vier vorstädtische (suburban) und vier ländliche Typen. Daraus lässt sich eruieren, ob es sinnvoll wäre, die Gebäude an ein Wärmenetz zu schliessen.

Die Forschenden kamen zum Schluss, dass die Sanierung von Dächern und die Erneuerung von Fenstern bei älteren Häusern besonders rasch anzugehen sei. Alleine dadurch könne der Bedarf an Heiz- und Kühlenergie um 20 bis 30 Prozent gesenkt werden.

Danach sollten bei fast allen Haustypen Sanierungen der Heizanlagen folgen. Dabei könnten Mehrfamilienhäuser, Schulen und Bürogebäude oft kostengünstiger saniert werden als freistehende Einfamilienhäuser. Wichtig sei, fossile Brennstoffe so rasch als möglich zu ersetzen - mithilfe von Photovoltaik, Luft-Wärmepumpen sowie Biogas oder Holzpellets.

«Wenn die vorgeschlagenen Massnahmen ergriffen werden, können die Treibhausemissionen im bestehenden Gebäudepark der Schweiz um 60 bis 80 Prozent gesenkt werden», zeigte sich Orehounig zuversichtlich.