Feinstaub schadet männlicher Fruchtbarkeit – Lärm schädigt Frauen

Dänische Forscher haben neue Risikofaktoren für Unfruchtbarkeit entdeckt: Feinstaub schadet männlicher, Lärm weiblicher Fertilität.

Für viele Paare schliesst eine gemeinsame Zukunft den Kinderwunsch ein. Feinstaub und Lärmbelastung in der Wohnumgebung könnte dies erschweren. (Symbolbild) - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Für Infertilität bei Frauen und Männern gibt es viele anerkannte Risikofaktoren.
  • Dänische Wissenschafter haben aber mögliche geschlechtsspezifische Gründe identifiziert.
  • Demnach dürfte Feinstaub die männliche Fertilität beeinträchtigen, Lärm die weibliche.

Unfruchtbarkeit betrifft weltweit jede siebte Partnerschaft mit Kinderwunsch. Als Ursachen werden zahlreiche Faktoren diskutiert.

Dänische Wissenschafter haben jetzt mögliche geschlechtsspezifische Gründe identifiziert. So dürfte mehrjährige Feinstaubbelastung die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen, Lärmexposition hingegen Frauen.

«Infertilität wird als fehlende Empfängnis nach einem Jahr regelmässiger sexueller Kontakte ohne Kontrazeption definiert. Speziell seit den 1980er-Jahren hat der Gebrauch verschiedener reproduktionsmedizinischer Techniken stark zugenommen.»

«Mittlerweile sind so schon mehr als zehn Millionen Kinder auf die Welt gekommen.» Das schrieben vor Kurzem Mette Sorensen vom dänischen Krebsinstitut (Kopenhagen) und ihre Co-Autoren im angesehenen British Medical Journal.

Risikofaktoren für Unfruchtbarkeit

Die meisten anerkannten Risikofaktoren für Unfruchtbarkeit sind für Männer und Frauen gleich: zunehmendes Alter (bei Frauen sinkt die Fertilität mit 30 Jahren rapide), Tabakkonsum, Alkohol, Adipositas, sexuell übertragbare Krankheiten und starkes Untergewicht.

Verdacht gab es bisher auch für verschiedene Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung, Pestizide und Strahlenbelastung.

Im Rahmen der wissenschaftlichen Studie konzentrierten sich die dänischen Wissenschafter auf zwei Umweltfaktoren. Diese wurden bisher in diesem Zusammenhang selten genannt: Feinstaub und Lärmbelastung in der Wohnumgebung.

Sie hoben aus einem dänischen Register die Daten von 526'056 Männern und 377'850 Frauen zwischen 30 und 45 Jahren aus.

Diese mit weniger als zwei Kindern in Partnerschaften zwischen den Jahren 2000 und 2017. Der Wohnort wurde jeweils mit der lokalen Feinstaubbelastung (Partikelgrösse kleiner 2,5 Mikrometer) in die Analyse einbezogen: und mit den lokalen Lärmpegeln.

Ergebnisse deuten auf geschlechtsspezifische Risiken hin

Die Ergebnisse deuten auf eine unterschiedliche Bedeutung der beiden Risikofaktoren für Männer und Frauen hin. Die Wissenschaftler: «In einem Zeitraum von im Mittel bis zu 4,3 Jahren wurde Infertilität bei 16'172 Männern und 22'672 Frauen diagnostiziert.»

«Eine im Mittel erhöhte Feinstaubbelastung (PM2,5) über fünf Jahre war stark mit einem um den Faktor 1,24 erhöhten Risiko assoziiert. Dies für Infertilität bei Männern im Alter zwischen 30 und 36,9 Jahren und zwischen 37 bis 45 Jahren (...).»

Die Kurve erhöhte sich ziemlich konstant mit der Feinstaubbelastung, wie eine Grafik dazu deutlich zeigt. Für die Lärmbelastung zeigte sich keine solche Assoziation bei den Männern insgesamt. Zu einem geringen Ausmass allerdings bei den Älteren (37 bis 45 Jahre).

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Auf der anderen Seite war für die Frauen der Feinstaub offenbar ohne eindeutigen Effekt. Mit einem um 14 Prozent erhöhten Risiko wirkt sich für Unfruchtbarkeit bei Frauen aus: Eine längerfristige Exposition gegenüber Verkehrslärm am Wohnort mit einem durchschnittlich höheren Lärmpegel von plus 10,2 Dezibel. Das war aber nur in der Altersgruppe über 35 Jahren bemerkbar.

«Wenn sich diese Resultate durch zukünftige Studien erhärten lassen, könnten sie Entscheidungsträgern dabei helfen, Gegenmassnahmen zu ergreifen. Und entsprechende Prioritäten zu setzen, um die breite Bevölkerung vor diesen Belastungen zu schützen.» Das stellten die Wissenschaftler in ihrem Abschlussstatement fest.