In Zahnbürsten stecken eine Vielfalt von Viren

In unseren Badezimmern gibt es eine überraschend vielfältige Welt von Mikroben, einschliesslich einer hohen Zahl von Viren auf Zahnbürsten und Duschköpfen.

Kann die Zahnbürste nach dem Zähneputzen gut trocknen, haben es Keime schwer. - Christin Klose/dpa-tmn

Eine intensive Studie zeigt, dass unsere Badezimmer voll von lebendigen Mikroorganismen sind, insbesondere Viren. Im Fokus der Forschung standen Zahnbürsten und Duschköpfe.

Wie Forschende aus den USA berichten, konnten sie auf diesen Gegenständen mehr als 600 verschiedene Viren identifizieren. Erica Hartmann, Studienleiterin der Northwestern University, bezeichnete die hohe Anzahl von entdeckten Viren als «absolut verrückt».

Vielzahl bisher unbekannter Arten

Laut dem «Spiegel» traten zwischen den Proben nur wenige Überschneidungen auf. Daraus schliessen die Forschenden, dass jede Zahnbürste und jeder Duschkopf seinen eigenen Mikroben-Cocktail beherbergt.

Die Menge und Diversität der gefundenen Viren haben die Forschenden verblüfft. Viele dieser Viren sind sogar noch unbekannt oder über sie ist nur sehr wenig bekannt.

Keine Gefahr für Menschen

Trotz der grossen Anzahl von Viren auf unseren täglichen Hygieneartikeln besteht jedoch kein Grund zur Beunruhigung. Sie stellen keine Gefahr für den Menschen dar.

In Duschköpfen wohnen einige Viren und Bakterien. (Symbolbild) - Hauke-Christian Dittrich/dpa

Denn sie infizieren hauptsächlich Bakterien, um sich zu vermehren. Solche Bakteriophagen, wie sie genannt werden, werden sogar zur Behandlung von Infektionen eingesetzt, die gegen Antibiotika resistent geworden sind.

Potenzial für medizinische Forschung

Die Forschergruppe unter der Leitung von Hartmann sieht in ihrem Fund eine Bereicherung für die medizinische Forschung. Es wurde eine erhebliche Anzahl von Phagen entdeckt, die speziell Mykobakterien infizieren.

Das sind etwa Verursacher von Krankheiten wie Lepra, Tuberkulose und Lungeninfektionen. Die neu entdeckten Virusarten könnten daher eine wertvolle Ressource für die Behandlung dieser Krankheiten sein.

Keine Notwendigkeit für antimikrobielle Putzmittel

Die Studie betont zudem, dass es nicht notwendig ist, zu antimikrobiellen Reinigungsmitteln zu greifen in Anbetracht der Mikrobenvielfalt im Badezimmer. Eine einfache Reinigung von Duschkopf und ein regelmässiger Austausch der Zahnbürste sind ausreichend.

Zahnbürsten können wahre Virenherde sein. (Symbolbild) - keystone

Die Verwendung von antimikrobiellen Zahnbürsten oder Putzmitteln könnten hingegen sogar zur Bildung antibiotikaresistenter Keime führen.

34 Zahnbürsten und 92 Duschköpfe

Die Forscher rufen daher dazu auf, Mikroben nicht nur als Bedrohung zu sehen. «(...) die grosse Mehrheit von ihnen macht uns nicht krank.», sagt Hartmann.

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Das Projekt leitet Hartmann übrigens aus reiner Neugierde. Sie wollte mehr über die Mikroben in unseren Haushalten erfahren.

Die untersuchten Zahnbürsten und Duschköpfe waren von Menschen aus verschiedenen Gegenden zugesandt. Insgesamt analysierte das Forscherteam 34 Proben von Zahnbürsten und 92 Proben von Duschköpfen.