Jetzt kann man Strom aus Wind- und Sonnenenergie endlich speichern

Im Sommer gibt es oft einen Überschuss an Solarstrom. Eine neue Speichertechnik könnte auch der Schweiz nutzen – wenn die Politik mitspielt.

Eine Power-to-Gas-Anlage in Rapperswil mit Gastankstelle. Hier wird erforscht, wie man Strom noch effizienter in Methan umwandeln kann. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Stromproduktion von Solarzellen und Windrädern schwankt je nach Wetter und Saison.
  • Nun ist eine Speichertechnik namens Power-to-Gas marktreif. Durch sie wird Strom in Form von Gas gespeichert.
  • In der Schweiz geht voraussichtlich im Sommer die erste industrielle Power-to-Gas-Anlage in Betrieb.

Die Schweiz will erneuerbare Energiequellen ausbauen, es geht vor allem um Sonnenenergie. Doch diese Art der Stromproduktion schwankt je nach Saison. Im Winter gibt es zu wenig, im Sommer zu viel. Zwar existieren eigentlich viele Speichermöglichkeiten – damit aber Unternehmen solche Technologien auch anwenden und in sie investieren, müssen sie massentauglich und profitabel sein.

Genau diese Hürde könnte die Speichertechnik Power-to-Gas genommen haben. Dabei wird Strom aus erneuerbaren Quellen in Form von Gas gespeichert. Das funktioniert so: Der Strom wird genutzt um Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff aufzuspalten. Setzt man dem Wasserstoff noch CO2 zu, so entsteht Methangas. Bereits im Sommer soll in Dietikon die schweizweit erste industrielle, wirtschaftlich arbeitende Anlage ihren Betrieb aufnehmen, die Strom aus erneuerbaren Quellen in Methan umwandelt.

Das Gas ist klimafreundlich 

Methan hat den Vorteil, dass man es in das bestehende Erdgasnetz einspeisen kann und man kann es an ungefähr 150 Tankstellen in der Schweiz tanken. Wenn man es dann beim Heizen oder in Autos verbrennt, wird dabei kein neues CO2 freigesetzt. Denn der zuvor zugesetzte Kohlenstoff stammt entweder direkt aus der Luft, aus Biogas- oder Kehrichtverbrennungsanlagen. Im Winter kann das Gas über sogenannte Wärmekraftkopplung sogar wieder zu Strom und Wärme werden.

Natürlich geht bei dem Hin und Her auch Energie verloren. Bei der Umwandlung von Strom zu Methan könne man derzeit von einem gesamten Wirkungsgrad von 50 Prozent ausgehen, sagt Markus Friedl, Leiter des Instituts für Energietechnik an der Hochschule für Technik Rapperswil. Und wird aus Methan wieder Strom, bleibt am Ende ungefähr ein Drittel der ursprünglichen Energie übrig. «Aber die Alternative wäre, die Anlagen während der Überproduktion abzuschalten. Dann hätte man gar keinen Ertrag», sagt Friedl. Er und seinen Kollegen arbeiten derzeit daran, den Wirkungsgrad für die Umwandlung von Strom zu Methan mit neuen Technologien auf 70 Prozent zu erhöhen.

Netzgebühren stehen im Weg

Und es geht um noch mehr: Denn Strom macht nur einen Viertel des Schweizer Energieverbrauchs aus. Für Heizung und Verkehr nutzt man meist fossile Brennstoffe. Diese könnte Power-to-Gas mit CO2-neutralem Gas teilweise ersetzten.

Doch es müssen viele Bedingungen erfüllt sein, damit sich die Technologie rechnen kann. Die Anlage in Dietikon etwa steht direkt neben dem Ort der Stromerzeugung. Auf lange Sicht müsste der Strom aber zum Beispiel auch von einzelnen Solaranlagen zu einer zentralen Anlage geleitet werden. Dabei würden aber Entgelte für die Netznutzung fällig. «Die Netzentgelte machen die Anlage unwirtschaftlich», sagt Jan Flückiger, Geschäftsleitungsmitglied von Swisspower, der Allianz von 22 Schweizer Stadtwerken. Swisspower fordert deshalb, dass Power-to-Gas-Anlagen von den Netzentgelten ausgenommen werden. Ob diese Forderung bei der derzeit laufenden Revision des Stromversorgungsgesetztes Gehör findet, wird sich zeigen. Nächstes Jahr beratschlagt darüber das Parlament.

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