Neue Studie zeigt: Corona-Infektion lässt Gehirn um 20 Jahre altern

Wie es scheint, wirkt sich eine Corona-Infektion nicht nur auf unsere Lunge aus. Auch unser Gehirn kann nachhaltig beeinflusst werden.

Corona-Viren können. laut einer Studie, die schützende Blut-Retina-Schranke durchbrechen. Deshalb wird ein Besuch beim Augenarzt empfohlen. - keystone

Eine im Fachjournal PNAS erschienene Studie enthüllt die langfristigen Folgen von Covid-19 auf unser Gehirn. Britische Forscher haben die bislang grösste Untersuchung zu diesem Thema durchgeführt. Das Ergebnis ist alarmierend: Eine schwere Corona-Infektion lässt das Gehirn um 20 Jahre altern.

Die Studie zeigt, dass Patienten nach einer Hospitalisierung wegen Covid-19 kognitive Defizite aufweisen. Diese Defizite entsprechen laut den Forschern 20 Jahren normalen Alterns. Die Untersuchung umfasste 351 Covid-19-Patienten, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden.

Reduziertes Gehirnvolumen und «Gehirnnebel»

MRT-Scans belegten eine Reduzierung des Gehirnvolumens in Schlüsselbereichen. Zudem fanden die Forscher ungewöhnlich hohe Werte von Hirnverletzungsproteinen im Blut. Viele Patienten berichten von anhaltenden kognitiven Symptomen, die oft als «Gehirnnebel» bezeichnet werden.

2020 starben in der Schweiz rund 5000 Menschen an Corona (Symbolbild). - Keystone

Dr. Greta Wood, Studienautorin, betont die Schwere der Folgen. Sie erklärt, dass die kognitiven Defizite bei allen getesteten Fähigkeiten auftraten. Professor Benedict Michael, Co-Autor der Studie, unterstreicht: Covid-19 ist nicht nur eine Lungenerkrankung.

Auswirkungen auf Jugendliche

Nicht nur Erwachsene sind betroffen. Eine US-Studie deutet auf eine beschleunigte Hirnalterung bei Jugendlichen hin. Die Forscher verglichen MRT-Aufnahmen von Jugendlichen vor und nach den Corona-Lockdowns.

Das Ergebnis: Die Hirnrinde der Jugendlichen wurde dünner als erwartet. Bei Jungen alterte das Gehirn im Schnitt um 1,4 Jahre schneller. Bei Mädchen war der Effekt noch stärker: Ihre Gehirne alterten um 4,5 Jahre schneller.

Kritik an der Studie

Einige Experten äussern jedoch Kritik an der Studie. Sofie Valk vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften sieht Schwachstellen. Sie bemängelt die geringe Grösse der Stichprobe und fehlende psychologische Untersuchungen.

Auch britische Forscher melden Zweifel an. Sie kritisieren das Fehlen einer unabhängigen Kontrollgruppe. Zudem wurden keine direkten Vergleiche der MRT-Aufnahmen vor und nach den Lockdowns vorgenommen.