Neuer Wundverband stillt Blutung, ohne zu verkleben
Durch Zufall ist der ETH Zürich und deren Team die Idee für einen neuen Wundverband gekommen. Gesucht war eigentlich ein blutabweisendes Material.
Das Wichtigste in Kürze
- Die ETH Zürich war auf der Suche nach einem blutabweisenden Material für Blutpumpen.
- Gefunden haben sie aber ein Verbandmaterial, welches nicht mit Blut verklebt.
- Hingegen hilft es bei der Gerinnung, eine ideale Kombination also für Wundverbände.
Forschende der ETH Zürich haben ein Wundverband entwickelt, das sich nicht mit Blut vollsaugt oder mit der Wunde verklebt. Gleichzeitig fördert es die Blutgerinnung. Es sei das erste Material, das beide Eigenschaften vereint, berichtete die ETH.
Blutabweisender Wundverband
Eigentlich waren Dimos Poulikakos und sein Team auf der Suche nach extrem wasser- und blutabweisenden (superhydrophoben) Materialien. Damit wollten sie Blutpumpen beschichten. Sie stiessen jedoch auf einen Stoff, der nicht nur blutabweisend war, sondern zugleich das Blut zum Gerinnen brachte.
Eine Kombination von Eigenschaften, die zwar für eine Blutpumpe sehr ungünstig, aber hervorragend für einen Wundverband geeignet ist. Dies hielt die ETH in einer Mitteilung vom Donnerstag fest.
Ein Wundverband mit beiden Eigenschaften stillt die Blutung, saugt sich nicht voll und verklebt so auch nicht mit der Wunde. Dadurch lässt er sich später leichter entfernen, ohne dass die Wunde wieder aufreisst. Bisher gab es jedoch keine Materialien, die beide Eigenschaften vereinten, so die ETH.
Eingebettete Nanofasern
Das nun vom ETH-Team beschriebene Material besteht aus einem Gemisch aus Silikon und Kohlenstoff-Nanofasern. Damit beschichteten die Wissenschaftler Baumwoll-Gaze-Gewebe und testeten im Labor, wie sich Blut im Kontakt mit diesem Verband-Prototyp verhielt. Wie sie im Fachblatt «Nature Communications» berichten, gerann das Blut binnen weniger Minuten. In einem weiteren Schritt konnten sie die Wirksamkeit des Verbands auch im Tierversuch mit Ratten bestätigen.
Woher dieser gerinnungsfördernde Effekt kommt, ist noch nicht völlig geklärt, die Forschenden vermuten jedoch, dass die Kohlenstoff-Nanofasern dafür verantwortlich sind.
Geringeres Infektionsrisiko
Ein weiterer Nebeneffekt dieser speziellen Verbandbeschichtung sei, dass er antibakteriell wirke, fügte die ETH hinzu. Bakterien können nämlich nur schlecht an der Oberfläche haften. Zudem besteht insbesondere beim Wiederaufreissen von Wunden beim Verbandwechsel das Risiko von Infektionen. Bleibt die Wunde dabei geschlossen, lässt sich das Risiko minimieren.
Bevor das Material zum Einsatz kommt, müsse es jedoch noch weiterentwickelt und optimiert werden, schrieb die ETH. Zudem müssen die Forschenden die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit in weiteren Studien bestätigen.