Optimismus lässt Menschen älter werden
Mit Optimismus geht alles leichter, sagt man so schön. Und wer optimistisch in sein Leben blickt, hat wirklich Vorteile. Das haben Forscher nun deutlich belegt.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine positive Lebenseinstellung wirkt sich auch auf das Alter positiv aus.
- US-Forscher zeigen in einer Studie, dass Optimisten älter werden als Pessimisten.
- Wissenschaftler empfehlen Trainings, die den Optimismus fördern.
Wer lebt länger, Optimisten oder Pessimisten? Die Studienlage zu dieser Frage war bisher widersprüchlich. So wurde Pessimisten zugute gehalten, dass sie sich mehr um ihre Gesundheit sorgen. Optimisten hingegen zeigten sich weniger anfällig für bestimmte Krankheiten, wie Depressionen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Eine neue Studie zeigt nun: Richtig alt werden eher Optimisten. Die Ergebnisse erschienen in den «Proceedings» der US-Akademie der Wissenschaften («PNAS»).
Datenbanken von rund 70'000 Menschen analysisiert
Das Team um Lewina Lee von der Boston University School of Medicine nutzte zwei Datenbanken. In diesen werden seit Jahrzehnten die Krankengeschichte bestimmter Berufsgruppen gespeichert. So bekamen die Forscher Informationen über den Gesundheitszustand und die Lebensführung von fast 70'000 Krankenschwestern und 1429 Veteranen.
Bei allen war zudem mit Hilfe von Fragebögen und Tests ermittelt worden, ob sie eher optimistisch oder pessimistisch sind. Die Forscher hatten die Frauen in vier Gruppen – von sehr optimistisch bis sehr pessimistisch – eingeteilt. Bei den Männern waren es fünf Gruppen.
Das Ergebnis: Die Frauen in der besonders optimistischen Gruppe lebten im Schnitt um 15 Prozent länger als die in der pessimistischsten Gruppe. Dabei analysierten die Forscher Frauen, die ähnliche demografische Merkmale und Vorerkrankungen hatten. Bei optimistischen Männern betrug der Unterschied in der Lebenszeit elf Prozent.
Optimisten leben länger
Wie hoch ist die Chance, 85 oder älter zu werden? Bei der Gruppe der stärksten Optimistinnen um 50 Prozent grösser als bei den stärksten Pessimistinnen. Bei den Männern betrug der Unterschied in der Studie 70 Prozent.
Die Wissenschaftler wollten zudem herausbekommen: Könnte die höhere Lebenserwartung daran liegen, dass Optimisten grundsätzlich gesünder leben? Also zum Beispiel regelmässiger zum Arzt gehen, weniger rauchen oder trinken und mehr Sport treiben.
Rechneten die Wissenschaftler solche Unterschiede in der Lebensführung mit ein, schwächte sich das Ergebnis ab. Aber weiterhin waren die Optimisten klar im Vorteil – sie lebten auch bei ähnlicher Lebensführung länger.
Optimismus sei erlernbar
Optimismus sei zwar zum Teil genetisch bedingt, aber auch erlernbar, so die Forscher: «Diese Studie hat eine grosse Relevanz für die öffentliche Gesundheit. Weil sie nahelegt, dass Optimismus einer der psychologischen Faktoren ist, die ein Menschenleben verlängern können. Interessanterweise lässt sich der Grad an Optimismus beeinflussen», so Erstautorin Lewina Lee in der Mitteilung.
Theoretisch sei zwar auch die umgekehrte Begründung denkbar: Dass sehr kranke Menschen eher pessimistisch seien und sie eben auch früher sterben. Doch sie hatten diejenigen Menschen herausgelassen, die bald nach Studienbeginn gestorben waren. Auch wenn sie Menschen wegliessen, die zu Beginn der Studie chronische Krankheiten hatten, blieben die Ergebnisse bestehen.
Was ist ein Optimist?
Die Forscher definierten einen Optimisten als einen Menschen, der daran glaubt, dass gute Dinge passieren werden. Oder dass die Zukunft erstrebenswert ist, weil bestimmte Ziele durchgesetzt werden können.
Diese Selbstwirksamkeit ist laut Ralph Schliewenz vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen ein wichtiger Aspekt: «Optimisten haben das Gefühl, dass sie die Dinge unter Kontrolle haben.
Und dieses Gefühl kann man auch erlernen. Man kann sich erreichbare Ziele setzen. Die eigenen Möglichkeiten abschätzen, kleine Schritte machen, realistisch bleiben. Das ist ein Weg zum Optimismus.»