Planetenverteidigungs-Mission mit Schweizer Beteiligung gestartet

Die «Hera»-Mission zur Ablenkung von Asteroiden ist erfolgreich gestartet.

Mission «Hera» mit Raumsonde (l) und begleitenden CubeSats (oben Milani und unten Juventas) am Doppel-Asteroiden Dimorphos/Didymos. - -/ESA/dpa

Um 16.52 Uhr Schweizer Zeit hob die Sonde der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA an Bord einer Falcon-9-Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX ab, wie eine Live-Übertragung des Starts zeigte. Beteiligt an der Mission sind auch Schweizer Forschende.

«Einen Schritt zur planetaren Verteidigung», nannte Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher die Mission. «Die Mission trägt dazu bei, zu verstehen, wie man einen Asteroiden auf Kollisionskurs mit der Erde ablenken kann», erklärte auch der an der Mission beteiligte Martin Jutzi von der Universität Bern der Nachrichtenagentur Keystone-SDA im Vorfeld des Starts.

Ziel ist der Asteroid Dimorphos, in den die US-Raumfahrtbehörde Nasa vor zwei Jahren im Rahmen der Dart-Mission (Double Asteroid Redirection Test) eine Sonde prallen liess, um ihn von seinem Kurs abzulenken. «Hera» soll am Mars vorbeifliegen und nach mehr als zwei Jahren im Dezember 2026 an ihr Ziel gelangen.

«Hera» soll auf Dimorphos prüfen, was der Einschlag mit dem Asteroiden genau angerichtet hat. In 26 Monaten soll die Raumsonde mit wissenschaftlichen Untersuchungen beginnen.

Asteroidenabwehr: Was hat der Einschlag angerichtet?

Klar ist bereits, dass Dimorphos durch die Kollision mit «Dart» von seiner ursprünglichen Umlaufbahn abgelenkt wurde. Beobachtungen von der Erde aus zeigen, dass die 11 Stunden und 55 Minuten dauernde Umlaufbahn von Dimorphos um Didymos um etwa 33 Minuten verkürzt wurde. Wie effizient die Impulsübertragung war, und was die Kollision mit dem Asteroiden angerichtet hat, ist hingegen noch unklar.

«Dafür müssen wir erst die Masse von Dimorphos kennen», erklärte Jutzi. «Hera» hat verschiedene Kameras sowie laser- und radarbasierte Messsysteme an Bord, teils an kleinen Satelliten, CubeSats genannt, von denen einer auch landen soll. Damit soll unter anderem untersucht werden, wie schwer der Asteroid ist, welches Ausmass der Einschlagskrater hat und wie mineralische Zusammensetzung und Struktur von Dimorphos aussehen.

Die Universität Bern hat dafür ein Modell entwickelt, das den Einschlag der Sonde simuliert. Diese Simulationen deuten darauf hin, dass «Dart» nicht nur einen Krater verursacht hat, sondern den Asteroiden ganz verformt hat – so zeigen es im Februar veröffentlichte Forschungsergebnisse.

Die Wahrheit liegt in den Sternen

Diese Simulationen wollen Forschende nun mit den Messungen in Einklang bringen – diese werden im Rahmen der «Hera»-Mission durchgeführt. Neben Jutzi ist auch die Astrophysikerin Sabina Raducan von der Universität Bern an der Mission beteiligt.

Esa-Chef Aschbacher hält «Hera» für «eine ganz wichtige Mission». Sie sei ein erster konkreter Schritt, um den Planeten gegen Asteroiden zu verteidigen. Es sei das erste Mal, dass die Menschheit einen Asteroiden untersuche, der von einem anderen menschengemachten Objekt getroffen wurde.

Grössere Asteroiden können verheerende Wirkungen entfalten. So gilt ein Treffer vor rund 66 Millionen Jahren als hauptverantwortlich für das Aussterben der Dinosaurier und vieler anderer Lebewesen. Im Jahr 2013 explodierte ein nur etwa 20 Meter grosser Asteroid über der russischen Millionenstadt Tscheljabinsk. Durch die Druckwelle wurden rund 1500 Menschen verletzt – meist durch splitterndes Fensterglas.