Studie: Fledermaus-Nachwuchs brabbelt wie menschliche Babys

Das sogenannte Gebrabbel ist wichtig für die Sprachentwicklung bei menschlichen Babys. Doch nicht nur sie, sondern auch Fledermäuse machen solche Geräusche.

Auch Grosse Sackflügelfledermäuse brabbeln im Babyalter. - EUREKALERT!/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Fledermaus-Babys brabbeln auf ähnliche Weise wie menschliche Kinder.
  • Zu diesem Ergebnis kommen zwei Forscherinnen vom Berliner Naturkundemuseum.
  • Nur wenige Arten weisen diese Verhaltensweise auf.

Nicht nur menschliche Babys brabbeln – auch der Nachwuchs bestimmter Fledermäuse tut es über Stunden hinweg mit Hingabe.

Damit üben die Tiere, ähnlich wie die kleinen Menschen, ihre «Sprache». Das stellten zwei Forscherinnen vom Berliner Naturkundemuseum fest. Dies, als sie die Stimmentwicklung von in Mittelamerika beheimateten Grossen Sackflügelfledermäusen (Saccopteryx bilineata) untersuchten. Ihre Studie wurde am Freitag von der renommierten Fachzeitschrift «Science» veröffentlicht.

Ein Baby liegt auf einem weissen Teppich. - Pixabay

«Da-Da-Da» – alle Kinder weltweit machen diese Phase durch, in der sie intensive, sinnlose Gespräche führen. «Sie brabbeln, um mit ihren Eltern zu interagieren, aber auch, wenn sie allein sind. Offenbar erforschen sie dabei fröhlich ihre Stimme», erklärte die Ko-Autorin der Studie, Mirjam Knörnschild, der Nachrichtenagentur AFP. Genauso verhielten sich die von ihr und ihrer Kollegin untersuchten Fledermäuse.

Gebrabbel zwischen 2015 und 2016 aufgezeichnet

Fledermäuse kommunizieren mit Ultraschall, aber sie sind auch in der Lage, Töne zu erzeugen, die Menschen hören können. «Für unsere Ohren klingt es wie ein hohes Zwitschern. Es ist melodisch», sagte Knörnschild, die seit 2003 zu Fledermäusen forscht. Dass sie aber wie menschliche Säuglinge brabbeln, sei eine Eigenart der Grossen Sackflügelfledermäuse.

Eine Fledermaus liegt in der Hand eines Menschen. - Keystone

Zwischen 2015 und 2016 hatte Knörnschilds Mitautorin Ahana Fernandez das Gebrabbel von 20 Fledermausbabys in Costa Rica und Panama aufgezeichnet. Diese Fledermausart versteckt sich nicht in dunklen Höhlen. Sie hält sich auf Bäumen auf und lässt sich dadurch gut in freier Wildbahn beobachten.

Diese kleinen Säugetiere besitzen einen Kehlkopf und fangen etwa drei Wochen nach ihrer Geburt an zu brabbeln. Das tun sie bis zu ihrer Entwöhnung ein paar Wochen später. Dabei sind sie laut den Forscherinnen «sehr geschwätzig»: Im Durchschnitt verbringen sie demnach fast ein Drittel ihrer Zeit mit diesen Stimmübungen; meistens dauern sie sieben Minuten am Stück, in einem Fall aber auch bis zu 43 Minuten.

Nur wenige Tierarten brabbeln

Die Forscherinnen verwandelten die Laute in Bilder, sogenannte Spektrogramme. So konnten sie die unterschiedlichen Silben «mit dem blossen Auge» erkennen, wie Knörnschild erklärte. Insgesamt analysierten sie auf diese Weise 55'000 Silben – und entdeckten zahlreiche Ähnlichkeiten zur Babysprache: So wiederholten sich die Silben immer wieder, hatten keinen Sinn – folgten aber einem bestimmten Rhythmus.

Wird es Nacht, kommen die Fledermäuse aus ihren Verstecken. - Keystone

Nur sehr wenige andere Arten weisen diese Eigenart auf: Neben einigen Vögeln gehören zwei Arten von Seidenäffchen dazu sowie vermutlich auch Delfine oder Weisswale.

Die Grossen Sackflügelfledermäuse entwickeln ihre Stimme im Babyalter. Das könnte zum einen daran liegen, dass sie in einer «dunklen, dreidimensionalen Umgebung» navigieren und kommunizieren müssen. So vermuteten es die Forscherinnen. Zudem ermögliche die möglichst perfekte Beherrschung des komplexen Kommunikationssystems – ähnlich wie beim Menschen – eine Welt voller Möglichkeiten.