Google Stadia überrascht positiv im Nau-Test
Mit Google Stadia will das Suchmaschinen-Unternehmen Game-Streaming auf ein nächstes Level heben. Unterm Strich gelingt das in unserem Test erstaunlich gut.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Suchmaschinen-Gigant steigt mit Google Stadia nun auch ins Game-Streaming ein.
- Mit dieser Plattform können anspruchsvolle Games ohne spezifische Hardware gezockt werden.
- Im Nau.ch-Test kann Stadia im Grossen und Ganzen überraschend gute Ergebnisse vorzeigen.
Musik, Videos und Serien werden mittlerweile schon fast standardmässig gestreamt anstatt lokal gespeichert und abgespielt. In unserer Welt mit permanenter Internetverbindung und konstantem Datenaustausch soll künftig auch Gaming mitmischen. Das sogenannte Game-Streaming ermöglicht es, auf verschiedenen Endgeräten zu zocken, ohne eine Konsole anzuschliessen. Und Google Stadia ist hier tatsächlich einer der wichtigsten Vorreiter, wie unser Test zeigt.
Im Prinzip ist die Überlegung denkbar einfach: Google lässt auf seinen eigenen Servern anspruchsvolle Videospiele laufen und überträgt diese via Internet auf Privatgeräte. Die Nutzer können anschliessend mit Controller, Tastatur oder Touchscreen über Chromecast, Webbrowser oder App zocken. Dabei ist natürlich der grosse Vorteil, dass das verwendete Gerät das Spiel nicht selbst zum Laufen bringen muss. Das heisst, fürs Spielen wird nicht mehr ein teurer Gaming-PC oder eine Spielekonsole benötigt, einzig eine stabile Internetverbindung ist Voraussetzung.
Google Stadia ist im Grunde genommen auch gratis, da keine spezifische Hardware notwendig ist. Lediglich die Spiele müssen im Stadia-Store zu Normalpreisen gekauft werden. Es gibt ein praktisches Stadia Pro Abo, welches für 11 Franken im Monat auch monatlich neue Spiele zur Verfügung stellt. Für einmalige 119,99 Franken gibt es eine «Stadia Premiere Edition», worin Googles eigener Controller mit einem Chromecast Ultra enthalten sind.
Google Stadia spielt sich überraschend gut
Um dann tatsächlich Spiele in hoher Auflösung zu streamen, wird definitiv eine solide Internetverbindung benötigt. Laut den Angaben von Google selbst sind die Anforderungen jedoch nicht allzu hoch. Mindestens notwendig sind für Games in 720p mit 60 FPS laut eigenen Angaben lediglich 10 Mbp/s. Ab 35 Mbp/s sind Spiele mit HDR, 60 FPS und 4K-Auflösung möglich.
Und entgegen ursprünglicher Skepsis gegenüber Game-Streaming scheint sich das auch zu Bewahrheiten. Titel wie Watch Dogs: Legion oder Assassin's Creed: Valhalla laufen im Test flüssig. In einem gewöhnlichen Schweizer Haushalt mit rund 50 Mbp/s Internetgeschwindigkeit und weiteren Geräten im W-LAN funktioniert dies beispielsweise sehr gut. Sogar lokaler Multiplayer mit zwei Controllern am selben Gerät ist möglich.
Apropos Controller: Google zeigt sich bei diesem Thema als besonders offen. Wenn am Tablet, Handy oder im Internetbrowser gespielt wird, kann man im Prinzip jeden Controller verwendet, der vorhanden ist. Sei es nun der DualShock 4 oder der Switch Pro Controller (diese zwei wurden auch im Test verwendet), beide funktionieren. Auch das Zocken auf Tastatur und Maus ist mit Google Stadia am PC möglich.
Dass wie bereits erwähnt auf den verschiedensten Plattformen gespielt werden kann, ist ein grosser Vorteil. So kann man in einem Moment zu Hause am Fernseher zocken und kurz darauf dasselbe Spiel auf dem Handy fortsetzen. Oder bei der Arbeit am PC über den Webbrowser — was wohl eher weniger empfehlenswert ist. So erzeugt das Unternehmen mit Google Stadia eine Gaming-Plattform, welche extrem günstig im Einstieg und vielfältig einsetzbar ist.
Für Hardcore-Gaming reicht es noch nicht so ganz
Natürlich hat eine so neuartige Plattform noch gewisse Kinderkrankheiten, welche zu erwähnen sind. Wie zu erwarten hat man mit Google Stadia keine High End Gaming-Maschine zum Zocken. Top-Features wie modernes Raytracing oder 120 FPS bleiben momentan noch aus. Weiter gilt zu bedenken, dass die Leistung beim Zocken direkt von der Internetverbindung abhängig ist.
In dem Home-Menü lässt sich zu jeder Zeit einsehen, ob die Verbindung zum Internet ausreichend ist. Sollte diese mal zu instabil werden, wird der Spieler darauf hingewiesen, das Spiel sicherheitshalber zu speichern.
Ein durchschnittliches Schweizer W-LAN-Netz sollte, wie es unser Test zeigt, jedoch locker ausreichen. Während der Testzeit gab es zwar ein paar Ruckler hier und da, allerdings nie gravierend. Wer aber plant, professionell an PUBG-Matches oder ähnlichen Wettkämpfen teilzunehmen, wird wohl mit einer richtigen Konsole oder PC zufriedener sein.
Für Einsteiger, Casual-Gamer oder Fans von Singleplayer-Games bringt Google Stadia jedoch definitiv genug Power für unterhaltsame Stunden beim Zocken. So ist Stadia wohl eher mit der Nintendo Switch vergleichbar als mit der Playstation 5 oder der Xbox Series X/S. Heute und morgen wird Game-Streaming vermutlich noch nicht den Platz von Next-Gen-Konsolen einnehmen.
Fazit: Google Stadia macht viel Spass für den richtigen Anwender
Ohne Frage hat es Google geschafft, mit Stadia einen grossen Schritt in Richtung Game-Streaming zu machen. Vorausgesetzt, man leidet nicht an einer besonders schwachen Internetverbindung, bietet sich die Plattform zum Zocken an. Vor allem da die Anschaffungskosten einer teuren Konsole wegfallen, stellt Stadia eine gute Einstiegsmöglichkeit dar. Für Adventure-RPGs, lokale Koop-Titel oder online Multiplayer-Puzzle-Games bringt das Cloud-Gaming mehr als genug Leistung mit sich.
Mit gutem Spielangebot und fairem Abopreis bekommt Stadia eine klare Empfehlung für alle, die gerne ein wenig bis mittelmässig-oft zocken. Wer aber intensiv oder gar professionell spielt, wird auf absehbare Zukunft noch auf «lokales Gaming» setzen müssen.
Google Stadia ist seit heute Montag, dem 7. Dezember offiziell in der Schweiz erhältlich, mit einem kostenlosen Testmonat, bevor Stadia Pro monatlich 11 Franken kostet. Es gibt aber auch das ein oder andere kostenlose Spiel, wie Super Bomberman R Online oder Destiny 2. Wer sich also dafür Interessiert, kann den Service bereits jetzt komplett kostenfrei ausprobieren.