Darum nimmt Südkorea Kim Jong Un in Schutz

Neue Enthüllungen, wonach Kim Jong Un mindestens 13 geheime Raketenstützpunkte betreibe, lassen aufhorchen. Gerade Südkorea nimmt sein Nachbarland in Schutz.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un auf dem Roten Teppich in Nordkorea, nach dem US-Nordkorea-Gipfel mit dem US-Präsidenten Donald Trump in Singapur. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nordkorea soll mindestens 13 geheime Raketenstützpunkte betreiben.
  • Nun wird dem Regime im Norden eine «grosse Täuschung» vorgeworfen.
  • Überraschend heisst es aus Seoul, davon könne keine Rede sein.

Es war durchaus ein Erfolg für US-Präsident Donald Trump, als er im Juni mit dem Nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un in Singapur die vollständige Denuklearisierung Nordkoreas beschloss.

Seither haben sich die Beziehungen Nordkoreas besonders zu Südkorea deutlich verbessert. Nordkorea hat mit der Zerstörung eines wichtigen Atomtestgeländes den Willen zur Abrüstung bekundet. Auf beiden Seiten der Grenze wurden Grenzposten zerstört und Kim Jong Un traf sich bereits mehrere Male mit Südkoreas Präsident Moon Jae In.

Nordkorea verlangt Zugeständnisse

Hingegen sind die Gespräche mit den USA ins Stocken geraten. Nordkorea will Zugeständnisse der USA, um weiter abzurüsten. Etwa eine Lockerung der Sanktionen gegen das Land. Die Amerikaner hingegen verlangen die komplette atomare Abrüstung und wollen die Sanktionen bis dahin aufrechterhalten. Ein für letzte Woche geplantes Treffen mit US-Aussenminister Mike Pompeo mit ranghohen nordkoreanischen Vertretern wurde kurzfristig abgesagt.

Die Raketen-Startanlage Sohae in Nordkorea. - Keystone

Der ganze Annäherungsprozess wird nun von neuen Enthüllungen torpediert. Angeblich wurden 13 geheime Raketenstützpunkte entdeckt, in welchen mobile, atomar einsetzbare Raketen gelagert würden. Angeblich könne es gar bis zu 20 solcher Raketenstützpunkte geben, so heisst es bei der Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS), welche die Ergebnisse der Studie veröffentlichte.

«Grosse Täuschung»

Besonders auch Kritiker des Nordkorea-Regimes werden durch die Enthüllungen bestärkt. Sie trauen Kim Jong Un weiterhin nicht. Nun wird bestätigt, dass von Nordkorea aus weiterhin eine militärische Bedrohung ausgeht. Die «New York Times» spricht von einer «grossen Täuschung» der Nordkoreaner.

Dem widerspricht gerade die südkoreanische Regierung um Moon Jae In. Sie sieht ihre Wiederannäherung zum Norden in Gefahr und nimmt darum den nördlichen Nachbar in Schutz. Da Kim Jong Un sich zur Offenlegung und zum Rückbau dieser Anlagen nicht verpflichtet habe, könne keine Rede von einer «grossen Täuschung» sein, heisst es aus Seoul.

Absichtserklärung ist vage

Klar ist: die Absichtserklärung, die Trump mit Kim Jong Un unterzeichnet hat, ist vage formuliert. Weder ein Zeitplan, noch konkrete Schritte zur Denuklearisierung wurden festgelegt.

In der Vereinbarung verpflichtet sich Kim zur vollständigen atomaren Abrüstung. - Keystone

Damit wurde bewusst unterlassen, Druck auf den nordkoreanischen Diktator aufzubauen. Doch gleichzeitig ruft dies Kritiker auf den Plan, die dem nordkoreanischen Regime scheinheilige Absichten vorwerfen und endlich konkrete Massnahmen von Nordkorea und den USA fordern.

Der Friedensprozess wegen der neusten Enthüllungen auf Eis zu legen wäre aber töricht, hat man doch in den vergangenen Monaten eine Annäherung der beiden Koreas und eine Entspannung in der ganzen Region wahrgenommen, die vor einem Jahr noch gänzlich unmöglich schienen.