100 Jahre Leica Geosystems: Neues Projekt am Standor Heerbrugg
Das traditionsträchtige Unternehmen Leica Geosystems feiert Jubiläum. Zum Aufschwung des Standorts Heerbrugg soll ein neues Projekt beitragen.
Das Wichtigste in Kürze
- Das schweizer Unternehmen Leica Geosystems feiert Jubiläum.
- Es verbindet Tradition und Innovation – und schreckt vor der Digitalisierung nicht zurück.
- Neuer Aufschwung soll ein Projekt am Standort im Heerbrugg bringen.
1921 gründete Heinrich Wild mit dem Geologen Robert Helbling und dem Unternehmer Jacob Schmidheiny zusammen die «Heinrich Wild- Werkstätte für Feinmechanik und Optik».
100 Jahre später produziert das Unternehmen als Leica Geosystems unter dem Dach des schwedischen Konzerns Hexagon weltweit führende Vermessungstechnik.
Nur ein Jahr nach der Gründung brachte das Unternehmen aus dem St.Galler Rheintal im Jahr 1922 einen portablen optischen Theodoliten auf den Markt. Dieser wurde vor allem im Bau- und Ingenieurwesen eingesetzt. Wenig später wurde auch eine Kamera für Luftaufnahmen entwickelt und ins Sortiment aufgenommen.
Digitalisierung treibt Leica voran
Der Weg bis zum im September lancierten autonom fliegenden Laserscanner erscheint kontinuierlich, war aber von vielen Umbrüchen begleitet. «In unserem Unternehmen haben wir disruptive Technologien nie als Gefahr wahrgenommen, sondern immer als Chance begriffen». Das sagte CEO Thomas Harring am Montag an einer Medienkonferenz zum 100-Jahr-Jubiläum. Die grosse Herausforderung liege in der Adaptation der Technologien, nicht in deren Abwehr.
Die ursprünglichen Themen wie Positionsbestimmung, Vermessung und Datenerfassung sind dabei die gleichen geblieben. «Als Vorreiter bewegen wir uns bei der Entwicklung in einem High-End-Bereich. Dabei liegt der Fokus auf der Miniaturisierung, Präzisierung und auch Mobilisierung der Messgeräte,» so Harring weiter. Die «Digitalisierung» habe das Unternehmen von Beginn an begleitet und vorangetrieben.
Bezüglich der Besitzverhältnisse waren vor allem die Jahre um die Jahrtausendwende sehr bewegt. So wurde das Unternehmen unter der Leitung von Hans Hess gegen Ende der Neunzigerjahre «fit getrimmt». Im Jahr 2020 wurde es von der britischen Gesellschaft Investcorp an die Börse gebracht. Nur fünf Jahre später wurde Leica Geosystems nach einer veritablen Übernahmeschlacht vom schwedischen Hexagon-Konzern übernommen.
«Für Hexagon war der Kauf ein Meilenstein bei der Entwicklung von einem Misch- zu einem Technologiekonzern», sagte Jürgen Dold. Er ehemaliger CEO von Leica Geosystems und heute Mitglied der Hexagon Geschäftsleitung. «Und der Schritt hat sich auch für die damaligen Aktionäre, die das Umtauschangebot angenommen haben, gelohnt.» So ist Wert der Hexagon-Aktie heute rund 30 Mal höher als vor 16 Jahren.
Standort Heerbrugg im Aufschwung
Wie bei der Übernahme angekündigt, wurde der Standort in Heerbrugg gestärkt und ausgebaut. So beschäftigte das Unternehmen im Jahr 2005 rund 900 Mitarbeitende in der Schweiz - heute sind es 1600. Global hat sich der Personalbestand in der gleichen Zeit von 2400 auf rund 6000 mehr als verdoppelt.
Heute erwirtschaftet Leica Geosystems einen Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Euro und damit etwa dreimal soviel wie 2005. «Wir sind im Durchschnitt pro Jahr um 4 Prozent organisch und um 4 Prozent mit Übernahmen gewachsen», erklärte CEO Harring. Dieses Tempo soll auch in den kommenden Jahren aufrecht erhalten werden.
Neuen Schub soll auch ein Projekt auf dem bestehenden Firmenareal in Heerbrugg verleihen. Dabei soll die Forschung und Entwicklung in einem modernen Hochhaus unter ein Dach gebracht werden.
«Wir gehen davon aus, dass das Projekt in den nächsten Monaten die letzte Bewilligungshürde nehmen wird», sagte Silvia Troxler. Die Gemeindspräsidentin Heerbrugg von Balgach an der Veranstaltung. Dem Vorhaben könne durchaus ein «Leuchtturm-Charakter» für die ganze Region zugeschrieben werden.
Tradition und Innovation
Laut Harring wird bei Leica Geosystems Tradition und lokale Verankerung denn auch gross geschrieben. «Wir sehen darin keinen Widerspruch zur Offenheit und Innovation». So profitiere sein Unternehmen etwa bei Zulieferern und der Personalrekrutierung von einem starken lokalen Netzwerk.
Und das vor 100 Jahren gegründete Unternehmen hat wohl einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass ein solches Netzwerk überhaupt existiert. So darf sich das St.Galler Rheintal heute mit global agierenden Export-Unternehmen wie VAT, SFS und Inficon zu Recht als «High-Tech-Valley» bezeichnen.