Allein-Reisen boomen – doch das birgt auch Gefahren

Schweizer Reisebüros verzeichnen eine gestiegene Nachfrage nach Solo-Reisen. Frauen wählen ihr Reiseland jedoch gezielter aus als Männer.

Solo-Reisen liegen im Trend – doch alleine unterwegs zu sein, birgt auch Gefahren, gerade für Frauen. - pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Immer mehr Menschen brechen alleine von zu Hause auf, um die Welt zu bereisen.
  • Beliebt sind bei Solo-Reisenden vor allem Sprach- und Gruppenreisen.
  • Aber einige Alleinreisende machen auch Hotel-Ferien am Mittelmeer.

Viele zieht es in den Ferien in die Ferne. Sei es, um wieder mal ein Abenteuer zu erleben, oder sich einfach nur vom Alltag zu erholen. Aber nicht immer findet sich jemand, der Zeit und Lust hat, gemeinsam die Welt zu bereisen.

Das ist jedoch für immer weniger Schweizerinnen und Schweizer ein Hindernis. Statt in den Ferien zu Hause zu bleiben, ziehen sie kurzerhand alleine los.

«Alleinreisen nehmen zu», bestätigt Globetrotter-Sprecherin Sandra Studer gegenüber Nau.ch. Zwar habe es bei Globetrotter schon immer viele Alleinreisende gegeben, aber «nichtsdestotrotz verzeichnen wir eine Zunahme».

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Bist du schon mal alleine verreist?

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Im Gegensatz zu früher gebe es viel mehr auf Alleinreisende zugeschnittene Angebote, erklärt Studer. Sie hält fest: «Selbstbestimmt reisen liegt im Trend.»

Beliebt seien unter anderem Sprach- und Gruppenreisen, speziell für Solo-Reisende. Bei solchen Gruppenreisen sind alle Teilnehmenden alleine aufgebrochen, reisen aber zusammen und werden von einem Reiseführer begleitet.

Viele Alleinreisende zieht es ans Mittelmeer

Auch Tui beobachtet, dass die Anzahl Solo-Reisender zugenommen hat. Vor allem Reiseziele im Mittel- und Kurzstreckenbereich rund um das Mittelmeer seien bei Solo-Reisenden beliebt.

Das Mittelmeer ist ein beliebtes Ziel bei Solo-Reisenden. - Pixabay

«Viele Hotels richten ihre Angebote gezielt auf Alleinreisende aus», so Sprecherin Sonja Ptassek. «Zum Beispiel werden Doppelzimmer zur Einzelnutzung ohne Mehrpreis angeboten.» Heutzutage hätten auch einige Hotels spezifische Angebote, wie etwa Treffs für Alleinreisende.

Bei Kuoni sind Alleinreisen ebenfalls gefragt. Bei Jüngeren eher Sprachreisen, bei Älteren seien insbesondere geführte Gruppenreisen, Sport- und Aktivreisen populär.

Reiz, das «Unbekannt» alleine zu entdecken

In den sozialen Medien lässt sich der Trend ebenfalls beobachten. Generationenforscher Rüdiger Maas erklärt: «Es gibt immer mehr Influencer, die die ganze Welt bereisen und dann 20-Sekunden-Videos aus jedem Land schicken.» Oft werde es auf Social Media jedoch wohl nur so «verkauft», als seien sie alleine unterwegs.

Doch was ist an Alleinreisen so verlockend? Maas erklärt: «Der Reiz ist, das ‹Unbekannte› alleine zu entdecken und dann mit der Welt zu teilen. Wie eine Art Held, der alles alleine meistert.» Allerdings würden dabei die anderen Unterstützer, wie etwa Menschen vor Ort oder die finanzielle Hilfe der Eltern, oft nicht erwähnt.

Solo-Reisen sind sowohl bei Männern als auch Frauen beliebt. Allerdings gibt es in dem Zusammenhang auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Klassische Weltreisen, bei denen wirklich alle Länder bereist werden, machen demnach eher Männer. Frauen würden währenddessen «weniger auf Quantität achten, sondern ihr Reiseland sorgfältiger aussuchen», so Maas.

Studie warnt vor Gefahren für Frauen

Globetrotter empfiehlt Gruppenreisen Frauen, die zwar alleine reisen, aber sich vor Ort keine Sorgen machen möchten. Denn: Nicht in allen Ländern und Ortschaften ist es sicher, alleine unterwegs zu sein.

Die Studie «Women's Danger Index» (Deutsch: Gefahren-Index für Frauen) hat Reiseländer auf folgende Schlüsselfaktoren analysiert: sexuelle Gewalt gegen Frauen, Femizide und Gleichstellung und Diskriminierung von Frauen.

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Daraus entstand eine Liste von Ländern, die der Index als besonders gefährlich für alleinreisende Touristinnen einstuft. Auf Platz eins liegt Südafrika, wo Frauen oft gewarnt werden, nicht alleine zu wandern, spazieren oder zu fahren.

Auf Platz zwei folgt Brasilien, dann Russland, wo immer wieder Feministinnen verhaftet werden, und schliesslich Mexiko und der Iran.

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