Alternativmediziner wehrt sich nach zwei Todesfällen

Alternativmediziner Rau rechtfertigt sich nach den Todesfällen: Er habe kein illegales Medikament verschrieben. Die Schuld gibt er teils an ein Spital weiter.

Das Biomed Center Sonnenberg in Schwellbrunn AR. - PD

Das Wichtigste in Kürze

  • Alternativmediziner Rau weist die Vorwürfe nach zwei Todesfällen zurück.
  • Die Ursachen seien unklar, deshalb könne nicht von fahrlässiger Tötung gesprochen werden.
  • Das Medikament sei hierzulande zwar nicht zugelassen, die Verwendung aber nicht illegal.

Nach den Todesfällen von zwei Patientinnen steht der berühmte Alternativmediziner Thomas Rau unter Verdacht. Die Staatsanwaltschaft des Kantons Appenzell Ausserrhoden ermittelt wegen fahrlässiger Tötung gegen ihn. Auch der Vorwurf der schweren Pflichtverletzung steht im Raum. Darüber berichtete die «NZZ».

Der Alternativmediziner hat nun gegenüber «TVO» Stellung bezogen, sich gerechtfertigt und die Vorwürfe zurückgewiesen. Seit dem ersten Tag an nehme seine Klinik in Schwellbrunn AR die beiden Todesfälle sehr ernst. Sie trage alles dazu bei, dass es zu korrekten Abklärungen komme.

Dr. med. Thomas Rau ist der medizinische Direktor der Sonnenberg-Klinik. - PD

Rau spricht von «unklaren Todesfällen». Bevor über fahrlässige Tötung gesprochen werden könne, müsse zuerst klar werden, weshalb die beiden Frauen gestorben seien. «Und das ist weiterhin unklar.»

Im ersten Fall verstarb eine Rentnerin, die wegen Verdauungsbeschwerden und Kopfschmerzen in die Klinik kam. Dort wurde ihr ein nicht zugelassenes Medikament verabreicht. Wegen Bauchkrämpfen wurde sie ins Spital eingeliefert, wo sie kurz später starb.

Alternativmediziner Thomas Rau betont, dass es sich nicht um ein illegales Medikament gehandelt habe. Zudem sei es beispielsweise in Deutschland für die Symptome, die die Frau gehabt habe, zugelassen. Ärzte hätten die Möglichkeit, nicht zugelassene Medikamente «off label» anzuwenden, müssten dafür aber das Einverständnis der Patientin einholen. Einer der Vorwürfe gegen Rau ist, dass die Frau nicht schriftlich zugestimmt habe oder über die Risiken aufgeklärt worden sei.

Alternativmediziner: Spital hat nicht abgeklärt

Die zweite verstorbene Patientin klagte vor dem Klinikaustritt über Bauchweh. Nach einer Untersuchung wurde ihr Morphin gegeben, sie fühlte sich besser und ging nach Hause. Dort fiel sie in einen komaähnlichen Zustand, wenig später verstarb sie im Spital. Rau wird vorgeworfen, die Patientin nicht ausreichend untersucht zu haben.

Dies weist der Alternativmediziner vehement zurück: «Ich habe die Patientin absolut korrekt internmedizinisch untersucht», sagt er zu «TVO» und fügt an: «Besser, als es jeder Hausarzt könnte.» Er habe einen Ultraschall und Laboruntersuchung gemacht und sie mehrmals untersucht.

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Schliesslich habe er dem Spital gesagt, was die Patientin haben könnte und dass der Fall unklar sei. «Mir wird nun vorgeworfen, ich hätte es nicht erkannt. Aber sie haben es im Spital nicht abgeklärt.»

Wegen der beiden Todesfälle steht das Biomed Center Sonnenberg von Rau in den Schlagzeilen. Negative Auswirkungen hat dies laut dem Alternativmediziner aber nicht: «Unsere Klinik läuft hervorragend, es hat sich nichts geändert.»