Asylpläne in Wil: Jetzt schlägt auch die Stiftung Heimstätten Alarm

In Zukunft sollen 120 Geflüchtete an der Kreuzackerstrasse untergebracht werden – doppelt so viele als zuvor. In der Nähe ansässige Institutionen sind besorgt.

An der Wiler Kreuzackerstrasse soll ein Asylheim signifikant aufgestockt werden. - Screenshot Google Maps

Das Wichtigste in Kürze

  • In Wil soll aus einer Aussenstelle ein vollwertiges Asylzentrum werden.
  • Dafür gibt es massive Kritik, denn auf demselben Areal ist die St. Galler Psychiatrie.
  • Diese bezeichnet den Standort als «ungeeignet» und befürchtet eine «Ghettoisierung».
  • Auch die Stiftung Heimstätten, eine weitere Nachbarin, macht sich nun Sorgen.

An der Kreuzackerstrasse in Wil soll die Anzahl untergebrachter Flüchtlinge von 60 auf 120 wachsen. Vergangene Woche äusserte bereits die Psychiatrie St. Gallen (PSG) ihren Unmut dazu, denn diese befindet sich auf demselben Areal.

Im «St. Galler Tagblatt» bezeichnete die PSG den geplanten Ort als «ungeeignet» und äusserte Sorgen bezüglich einer möglichen «Ghettoisierung». Eine weitere Institution auf dem Psychiatrieareal pflichtet dieser Kritik nun bei: die Stiftung Heimstätten.

Durch die Pläne würde ein Umfeld entstehen, «das durch negative Vorurteile geprägt ist», heisst es gemäss Zeitung in einem Statement. Integration und Wohlbefinden von Patientinnen und Patienten, Menschen mit Behinderung sowie Geflüchteten wäre so beeinträchtigt.

Die Stiftung sei jedoch nicht gegen die Unterbringung von Asylsuchenden, sie wünsche sich lediglich einen alternativen, besseren Standort.

Kanton reagiert auf Bedenken

Als Reaktion auf die Sorgen der beiden Institutionen möchte das Migrationsamt in Zukunft das Betreuungspersonal vor Ort erhöhen. Dies, obwohl es laut Migrationsamtsleiter Jürg Eberle keinerlei erhöhte Kriminalität im Umfeld kantonaler Asylzentren gibt.

Jürg Eberle ist der Leiter des St. Galler Migrationsamts. (Archivbild) - keystone

Die bisherige Asylunterkunft sei bisher lediglich eine Aussenstelle des Asylzentrums Thurhof in Oberbüren gewesen. Mit dem geplanten Ausbau werde Wil zu einem vollwertigen Asylzentrum. Eberle betont, dass diese Pläne unabhängig von den aktuellen Bedenken waren.

Amtsleiter wusste nichts von Heimstätten

Trotz der Zugeständnisse ist Marianne Mettler, Präsidentin des Stiftungsrats, von der Kommunikation des Kantons enttäuscht. Sie sei laut «Tagblatt» «schockiert» davon, dass Amtsleiter Eberle nichts von den Heimstätten auf dem Areal wusste.

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Eberle kann die Kritik verstehen. Gleichzeitig kündigt er an, dass zu einem späteren Zeitpunkt ein Tag der offenen Tür die Wiler Bevölkerung besser informieren soll.