Autobesitzer zahlen viel zu hohe Haftpflichtversicherungs-Prämien
Ein Blick auf die letzten zehn Jahre zeigt: Versicherer kassieren durch die Haftpflichtversicherung auf Kosten der Autobesitzer richtig viel Geld.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit der obligatorischen Haftpflichtversicherung für Autos nehmen Versicherungen viel ein.
- Über die letzten 10 Jahre nahmen sie 16 Milliarden mehr ein, als sie für Schäden zahlten.
- Laut einem Brancheninsider werden so die Kaskopolicen quersubventioniert.
Alle Autobesitzer in der Schweiz müssen eine Haftpflichtversicherung für ihr Fahrzeug haben. Diese Versicherung deckt bei einem Unfall mit dem Auto die finanziellen Schäden aller anderen Unfallbeteiligten.
Und diese obligatorische Versicherung lässt die Kassen der Versicherer mächtig klingeln, wie Zahlen der Finanzmarktaufsicht (Finma) zeigen.
Die Versicherungen haben allein im letzten Jahr hierzulande über 2,5 Milliarden Franken an Prämien erhalten. Gleichzeitig haben sie für Schäden aber nur etwas mehr als eine Milliarde Franken ausgegeben, wie der «Ktipp» schreibt.
Das Geschäft scheint richtig zu rentieren. Denn in den letzten zehn Jahren kamen die Versicherer für Schäden in Höhe von 10,2 Milliarden Franken auf. Gleichzeitig nahmen sie satte 26,3 Milliarden an Prämien für die Haftpflicht ein – also 16 Milliarden mehr, als sie ausgaben!
Prämien doppelt so hoch wie in Deutschland
Die Schadensquote liegt damit bei sehr tiefen 38,8 Prozent. Zum Vergleich: Im Nachbarland Deutschland liegt diese im gleichen Zeitraum bei 79,5 Prozent. Damit bezahlen Autobesitzerinnen und -Besitzer hierzulande doppelt so hohe Prämien wie jene in Deutschland.
Trotzdem: Eine Senkung der Prämien ist dem Konsumentenmagazin zufolge nicht zu erwarten. Laut der Versicherung Baloise sei die Zeitspanne von zehn Jahren «für das langfristige Motorfahrzeug-Haftpflichtgeschäft relativ kurz».
Denn davor habe man etwa für Schleudertraumafälle grosse Rückstellungen bilden müssen. Ein Bundesgerichts-Urteil hat später dazu geführt, dass die Rückstellungen aufgelöst werden konnte. So sei die niedrigere Schadenquote zustande gekommen.
Andere Versicherer verweisen auch auf «die anhaltend hohe Inflation insbesondere in den Bereichen Ersatzteile, Service- und Reparaturkosten».
Versicherer haben bei Haftpflicht «ziemlich freie Hand»
Zudem hätten sich gleichzeitig die Schäden in den letzten Jahren bei Teil- und Vollkaskoversicherungen deutlich erhöht. «Die Versicherer benutzen das hochrentable Haftpflichtgeschäft zur Quersubventionierung der Kaskopolicen», erklärt ein Brancheninsider.
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Damit könnten diese die Prämienerhöhungen bei der freiwilligen Kaskoversicherung dämpfen oder sogar verhindern. «Bei der Haftpflicht ist das Risiko von Kündigungen viel kleiner, weil sie obligatorisch ist. Darum haben die Versicherungen dort ziemlich freie Hand», sagt der Insider.
Er rechnet damit, dass die Prämien für die Auto-Haftpflichtversicherungen eher noch steigen werden. «Damit die Versicherer ihr Kaskogeschäft bei Bedarf noch stärker quersubventionieren können.» Dem Magazin wollten die Versicherer nicht verraten, was sie bezüglich der Prämienhöhe bei der Auto-Haftpflicht planen.