Berner Kirchen bieten Klima-Aktivisten Unterschlupf
Nach ihrem illegalen Camp auf dem Bundesplatz haben die Klima-Aktivisten neuen Unterschlupf gefunden. Zwei Berner Kirchgemeinden unterstützen die Bewegung.
Das Wichtigste in Kürze
- Klima-Aktivisten besetzten am Montagmorgen illegal den Berner Bundesplatz.
- Am Mittwoch in der Früh schritt die Polizei ein und räumte das Klima-Camp.
- Die Berner Kirchgemeinde Johannes beherbergt nun die Aktivisten.
Sie kamen mit Sack und Pack und verliessen den Platz mit nationaler Aufmerksamkeit und wohl auch etlichen Anzeigen. Das Klima-Camp auf dem Berner Bundesplatz wirbelte mächtig Staub auf, insbesondere in der Politik.
Heute Donnerstag gönnen sich die Aktivisten offenbar etwas Ruhe, doch morgen gehts schon weiter. Tausende gehen am Freitag für den globalen Klimastreik auf die Strasse. So auch die Klima-Aktivisten am Nachmittag in Bern.
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Keystone - Eindrücke vom Klima-Camp auf dem Berner Bundesplatz.
Und dies unter göttlicher Obhut! Denn die Aktivisten fanden die letzten Tage Unterschlupf in zwei Kirchgemeinden.
«Sie kamen mit Mätteli und Schlafsack»
Die Heiliggeistkirche beim Bahnhof Bern ist eines der Wahrzeichen der Bundesstadt. Und in unmittelbarer Nähe zum Bundesplatz.
Daher ist es wenig überraschend, klopften die Klima-Aktivisten vor der Besetzung an der Türe der Kirchgemeinde. Sie durften mitten in der Kirche übernachten, bestätigt Pfarrer Andreas Nufer.
Die Aktivisten hätten der Kirchgemeinde geschrieben und um Erlaubnis gefragt. «Wir haben dies unter uns besprochen und ihnen zugesagt.»
Die Übernachtungsgäste müssen jeweils eine Vereinbarung unterzeichnen das Gebäude so zu verlassen, wie sie es angetroffen haben. «Sie erhielten den Schlüssel zur Kirche und kamen mit Schlafsack und Mätteli hierher.»
Neu sei diese Unterstützung nicht. «Wir unterstützen die Klimajugend schon länger: Sie sind sehr kompetent, zuverlässig und haben ein hervorragendes Konfliktkonzept», lobt Nufer. Das Anliegen, in kirchlicher Sprache die «Bewahrung der Schöpfung», sei ein zentrales Thema der Kirche.
Dass sich die Klima-Aktivisten mit der Besetzung strafbar gemacht haben, ändere daran nichts. «Ich verstehe nicht, weshalb einzelne Politiker so nervös und ausfällig geworden sind.» Nufer persönlich findet: «Es ist zwar illegal, aber legitim. Sie taten niemandem etwas zuleid.»
Skeptische Nachbarn – stolze Kirchgemeinschaft
Nach der Besetzung zogen die Aktivisten weiter ins Breitenrain-Quartier zur Kirchgemeinde Johannes. Dort nutzen sie das Kirchgemeindehaus quasi als «Lagerhaus», erklärt Marco Ryter, Präsident der Kirchgemeinde.
«Die Klimajugend hat hier schon seit über einem Jahr ihre schweizerische Adresse. Sie treffen sich regelmässig, um ihre Aktionen zu planen.»
Nachdem sie vom Bundesplatz vertrieben worden seien, hätten sie die Kirchgemeinde um Unterschlupf gebeten. Für Ryter war der Fall klar: «Sie sind sehr zuverlässig und halten sich an die Abmachungen.»
In der Kirche selber würden sich die Aktivisten nicht aufhalten. Jedoch im Gemeindehaus, welches mit WC und Dusche ausgestattet sei. «Sie müssen dafür nichts bezahlen», räumt Ryter ein.
«Wir sind stolz darauf, dass die Jugendlichen zu uns kommen!»
Natürlich gebe es skeptische Nachbarn im Quartier, welche sich um Ruhe und Ordnung sorgen würden. «Glücklicherweise sind aber sowieso viele in den Ferien», schmunzelt der Kirchgemeinde-Präsident. Lärmklagen oder ähnliches habe es bisher keine gehagelt.