Bund schliesst bis Anfang März neun temporäre Bundesasylzentren

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Das Wichtigste in Kürze

Neun der insgesamt 36 temporären Bundesasylzentren in der Schweiz werden bis Anfang März geschlossen. Dies entspricht einem Rückgang der Unterbringungskapazität für Geflüchtete von fast 20 Prozent. Begründet werden die Schliessungen mit den im Herbst des laufenden Jahres tiefer als erwartet ausgefallenen Asylzahlen.

Insgesamt 1735 Unterbringungsplätze fallen bis Anfang März weg, wie das Staatssekretariat für Migration (SEM) am Dienstag mitteilte. Nach der Schliessung der neun temporären Standorte stünden dem SEM ab Anfang März somit noch rund 7000 Plätze in den ständigen und temporären Bundesasylzentren (BAZ) zur Unterbringung von Asyl- und Schutzsuchenden zur Verfügung, hiess es weiter.

Diese Zahl könne bei einem plötzlichen, starken Anstieg der Asylgesuche in Zusammenarbeit mit der Armee und den Kantonen jedoch «bedarfsabhängig wieder erhöht werden». Das SEM beobachte die Situation laufend.

Anders als in den vergangenen Jahren sei der Anstieg der Asylgesuchzahlen im Sommer und im Herbst 2024 bisher ausgeblieben, teilte das SEM weiter mit. Im August wurden laut dem SEM 23 Prozent weniger Gesuche eingereicht als im Vorjahr, im September gar 40 Prozent weniger.

Die Auslastung der Bundesasylzentren betrage derzeit gesamtschweizerisch 51 Prozent. Die Situation auf den Migrationsrouten in Richtung Westeuropa deute zudem nicht auf einen sprunghaften Anstieg in den nächsten Monaten hin. Dem SEM stünden daher für die kommenden Monate voraussichtlich ausreichend Unterbringungskapazitäten zur Verfügung.

Der Bund geht aufgrund der Schliessung der Infrastrukturen von Einsparungen im zweistelligen Millionenbereich aus. Es gehe um rund 40 Millionen Schweizer Franken pro Jahr, wie das SEM auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA präzisierte. Die exakte Höhe der Einsparungen lasse sich aber noch nicht beziffern, hiess es weiter.

Mit den Schliessungen beginne der Bund ab Ende Januar 2025. Davon betroffen seien gegen 200 Mitarbeitende der vom SEM in den BAZ mandatierten Dienstleister für Betreuung und Sicherheit, hiess es weiter. Wie viele von ihnen an anderen Standorten weiterbeschäftigt oder für andere Aufgaben eingesetzt werden, sei noch in Prüfung.

Von den Schliessungen sind Unterkünfte in der ganzen Schweiz betroffen: In der Asylregion Zürich werden die Mehrzweckhalle in Dübendorf sowie die Zivilschutzanlage an der Turnerstrasse in der Stadt Zürich geschlossen.

In der Zentralschweiz fällt das Truppenlager in Eigenthal LU weg. Hingegen wurde zuletzt im Juli die Nutzung des Truppenlagers Glaubenberg OW als temporäres Bundesasylzentrum um drei Jahre bis 2028 verlängert. Ein definitives Bundesasylzentrum gibt es in der Zentralschweiz derzeit nicht. Zuletzt hatte sich die Schwyzer Regierung für ein Zentrum in Arth SZ ausgesprochen.

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In der Region Nordwestschweiz fallen die Anlage in Bremgarten AG sowie die Zivilschutzanlage Hagmatten in Allschwil BL weg. In der Ostschweiz werden die Unterkünfte in Steckborn TG und Beringen SH geschlossen. Und in der Westschweiz fallen die temporären Anlagen auf dem Waffenplatz in Bure JU sowie in Plan-les-Quates GE weg.

Das SEM hatte die Zahl der Unterbringungsplätze seit 2022 laufend erhöht, um die Registrierung und Unterbringung von Asyl- und Schutzsuchenden zu gewährleisten. Die Zahl stieg von regulär 5000 auf zeitweise über 10'500. Im Mai des laufenden Jahres war in Balerna TI zudem ein neues, ständiges Bundesasylzentrum eröffnet worden. Das SEM rechnete zuletzt auch hier nicht mit einer vollständigen Auslastung.

Der Bedarf an Unterbringungsplätzen richtet sich laut dem Bund nicht nur nach den absoluten Zahlen der Gesuchstellenden, sondern auch nach der jeweiligen Struktur. Unbegleitete minderjährige Asylsuchende sowie geflüchtete Familien brauchen beispielsweise mehr Platz als Asylsuchende, die alleine in die Schweiz eingereist sind.

Das SEM sollte den Rückgang der Asylzahlen zur Gewaltprävention nutzen, teilte die Nichtregierungsorganisation Amnesty Schweiz auf die geplanten Schliessungen mit. Die Überwachung und Ausbildung des Sicherheitspersonals in den Zentren sei zu verbessern, um eine angemessene Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden auch bei einem neuerlichen Anstieg der Asylgesuche garantieren zu können.