Bundespräsident Berset hält Lobeshymne auf Kompromisse

In seiner vorgezogenen 1. August-Rede lobt Bundespräsident Berset die guten Kompromisse. Daraus entstünden oft nachhaltige Lösungen.

Gesundheitsminister Alain Berset. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In seiner vorgezogenen 1. August-Rede lobt Alain Berset die Kompromisse.
  • Der Bundespräsident trat heute in seinem Heimatkanton Freiburg auf.

Bundespräsident Alain Berset hat in seiner vorgezogenen 1. August-Rede die Wirkungskraft von Kompromissen gelobt – auch von jenen in der Schweiz. Gute Kompromisse seien grösser als der kleinste gemeinsame Nenner. Und daraus entstünden oft nachhaltige Lösungen.

Die Bundesverfassung von 1848 sei aus einem solchen Kompromiss entstanden. Nach dem Bürgerkrieg seien die Sieger auf die Verlierer zugegangen, sagte Berset bei Auftritten in seinem Heimatkanton Freiburg am Dienstag laut seinem Redetext zum Sonderbundskrieg. Die Gewinner hätten den Kantonen ein grosses Mass an Macht überlassen und auf einen starken Zentralstaat verzichtet.

«Wir leben heute in Zeiten der Polarisierung», fuhr Berset fort. Umso mehr müsse die Schweiz die Kompromissfähigkeit erhalten. Diese sei ein Zeichen der Stärke und bräuchten Weitsicht, Mut und Selbstsicherheit.

Mit der Altersvorsorge und dem Gesundheitswesen schlug Berset den Bogen zu aktuellen politischen Diskussionen. Gerade hier seien solche Lösungen gefragt, sagte er. Es stünden alle in der Verantwortung, gute Kompromisse zu finden.

Die Kultur der Kompromisse habe die Schweiz geprägt, und sie tue es noch heute. Der Schweiz gehe es gut. Die Wirtschaft sei stark, die Arbeitslosigkeit tief. Wenn jemand krank sei, bekomme er überall und schnell medizinische Hilfe. Die Schulen und Hochschulen zählten zu den besten Weltweit und seien offen für alle. Zudem würden sich viele Menschen für das Gemeinwohl engagieren.

«Gute Lebensbedingungen für alle»

Die Schweiz sei viel stärker, wenn die Einwohnerinnen und Einwohner stärker seien, sagte Berset in seiner dreisprachig verfassten Rede. Dafür müsste für alle gute Lebensbedingungen geschaffen werden. Es brauche Stabilität, gute Infrastrukturen, gute Schulen und eine solide Rechtskultur.

Zudem sei die Chancengleichheit nötig, eine Chancengleichheit, welche es allen ermögliche, das eigene Potential zu entfalten. Dabei nannte er Gleichheit in der Bildung, bei den Löhnen, bei den Arbeitsmöglichkeiten für Frauen und für Arbeitnehmende über 50 Jahre.

Berset folgerte zudem, dass aus guten Kompromissen eine kraftvolle Identität entstehen könne. Eine Identität, die sich wandeln, Neues aufnehmen und es mit Altem verbinden könne. Eine spannungsreiche - «aber eben auch spannende» Identität, die wie geschaffen sei für die Welt der Gegenwart.