Corona-Taskforce und Experten zum letzten Mal vor den Medien
Nach fast zwei Jahren und 100 Auftritten ist Schluss: Die Corona-Experten sind am Dienstag zum vorerst letzten Mal vor die Medien getreten, um über die aktuelle Corona-Situation zu informieren.
An dieser Medienkonferenz sagte Patrick Mathys, Leiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit im Bundesamt für Gesundheit (BAG): «Covid-19 ist weiter allgegenwärtig.»
23'793 neue Coronavirus-Ansteckungen wurden dem BAG am Dienstag gemeldet. Die Inzidenz der Schweiz mit über 4100 Fällen in zwei Wochen auf 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner gehöre zu den höchsten in Europa, sagte Mathys.
Man gehe davon aus, dass pro Woche rund eine halbe Million Menschen neu angesteckt werden. Rund 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung seien bereits mit der Corona-Variante Omikron in Kontakt gekommen. «Sorgenfalten bereitet uns das nicht», fügte er an. Denn dank der hohen Durchimpfungsrate und der hohen Immunität bleibe die Zahl klinischer und schwerer Fälle verhältnismässig tief.
Feste wie die Fasnacht, aber auch kleinere Anlässe schlagen sich in höheren Covid-19-Ansteckungszahlen nieder. Und vermehrt kommt es laut dem obersten Kantonsarzt Rudolf Hauri auch bei der Arbeit und beim Sport zu Ansteckungen. Falle Ende März die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr, sei mit einem vorübergehenden erneuten Anstieg der Fallzahlen zu rechnen, sagte der Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte (VKS).
Der Bundesrat kündigte Mitte Februar an, auf Ende März auch die letzten Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus aufzuheben, nämlich die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und die Isolationspflicht nach einem positiven Test. Entschieden ist das aber noch nicht.
Wie die längerfristige Perspektive von Corona in der Schweiz aussehe, sei schwierig abzuschätzen, sagte Tanja Stadler, Präsidentin der wissenschaftlichen Corona-Taskforce. Auch für dieses Gremium ist bald Schluss: Es löst sich Ende März auf.
Die Wissenschaft werde aber weiter forschen und kommunizieren, sei es über die Hochschulen oder die Forschungsinstitutionen, sagte Stadler. Wichtig sei auch das Zusammenspiel zwischen Politik und Wissenschaft. Dieses dürfe nicht nur in Krisenzeiten ausgebaut werden. Die Krise habe gezeigt: «Wenn wir gemeinsam und vorausschauend handeln, dann sind wir zu viel mehr fähig, als wir gedacht haben.»
Gemäss Stadler gibt es viele verschiedene Faktoren, die Einfluss auf die Entwicklung von Corona in der Schweiz haben. Neben der Aufhebung der Maskenpflicht sei auch unklar, ob es neue Varianten gebe. Und im Herbst werde das Virus saisonbedingt wohl wieder stärker zirkulieren. Allerdings, sagte Mathys: «Irgendwann hat das Virus keinen Wirt mehr».
Der Bund will die Überwachung und Einschätzung der Immunität mit Blick auf den nächsten Winter aber weiterführen. Laut Mathys werden das Sentinella-Meldesystem und das Monitoring des Abwassers dafür eingesetzt. Dieses decke etwa 70 Prozent der Bevölkerung ab. Hebe der Bund wie angekündigt Ende März die letzten Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus auf, werde das BAG künftig noch wöchentlich am Dienstagnachmittag neue Zahlen publizieren, kündigte Mathys an.
Das BAG und die Eidgenössische Kommission für Impffragen (Ekif) sehen derzeit zudem davon ab, eine zweite Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus zu empfehlen. Eine solche hätte derzeit nur eine geringe Wirkung, sagte Christoph Berger, Präsident der Ekif. Sie führe zwar wieder zu hohen Antikörperspiegeln, bringe aber beim Schutz vor neuen Ansteckungen wenig Wirkung. Das zeige eine Studie aus Israel.
Weiterhin wichtig sei der individuelle Schutz, hiess es am letzten Point de Presse. Es sei etwa niemandem verboten, im öffentlichen Verkehr weiterhin eine Maske zu tragen, sagt Mathys. Er selber trage beim Einkaufen weiterhin eine solche. Er habe keine Lust, sich auf der Zielgeraden noch anstecken zu lassen.