Coronavirus: Darum zögern Schweizer mit dem Booster

Trotz rekordhohen Fallzahlen des Coronavirus nimmt die Booster-Nachfrage in den letzten Wochen ab. Nau.ch hat bei zwei Personen nach ihren Gründen gefragt.

Coronavirus: Zwei ungeboosterte Personen sagen, weshalb sie mit dem Piks noch zögern. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Nachfrage nach einer Booster-Impfung hat in den letzten Wochen abgenommen.
  • Nur etwa 38 Prozent der Gesamtbevölkerung hat bisher eine dritte Impfung erhalten.
  • Zwei Ungeboosterte begründen bei Nau.ch ihr Zögern.

Weil der Schutz einer Corona-Impfung mit der Zeit nachlässt, hat der Bund letzten Herbst die Booster-Kampagne begonnen. Diese startete zuerst nur schleppend, doch mittlerweile haben viele Kantone ihre Impfzentren wieder aufgebaut.

Allerdings hält sich die Nachfrage seit dem Ansturm im Dezember in Grenzen: Zwar haben mittlerweile knapp 80 Prozent der über 12-Jährigen mindestens eine Impfdosis erhalten. Aber nur etwas mehr als die Hälfte davon entschied sich auch für eine Booster-Impfung.

In den Impfzentren braucht es weniger Platz als anfänglich gedacht. - sdf

Woher die Skepsis bei der Auffrischimpfung kommt, liegt nicht wirklich auf der Hand. Schliesslich haben geboosterte Personen mit den aktuellen Massnahmen wegen des Coronavirus in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens grosse Vorteile.

Coronavirus: Antikörper-Test ausschlaggebend für Booster-Verzicht

Nau.ch hat mit zwei Personen gesprochen, die zwar doppelt geimpft sind, aber bisher auf eine dritte Impfung verzichtet haben. Aus Datenschutzgründen möchten die Befragten anonym bleiben.

Die erste befragte Person ist ein Mann Mitte dreissig, der sich letzten Sommer impfen liess. Grundsätzlich möchte P.M.* auf medizinische Produkte verzichten, wenn es diese nicht zwingend braucht.

Vor einer möglichen Booster-Impfung wollte er deshalb wissen, wie viele Antikörper sich in seinem Körper gebildet haben.

P.M.* fand bei einem Antikörper-Test heraus, dass er immer noch gut gegen das Coronavirus geschützt ist. - Keystone

Dabei wurde M. von den Resultaten des Antikörper-Tests überrascht: «Es stellte sich heraus, dass mein Schutz immer noch genug hoch ist, um nicht schwer am Coronavirus zu erkranken. Deshalb wurde mir eine dritte Impfung noch nicht empfohlen.»

Ob er sich in den nächsten Monaten nun doch boostern lassen wird, hänge auch von den Corona-Massnahmen ab. «Im Moment sieht es stark danach aus, als ob die Zertifikatspflicht fallen wird. Sollte dies der Fall sein, werde ich mit dem Booster zumindest vorübergehend noch abwarten.»

Ansteckungen trotz Booster-Impfung als Grund?

Der zweite Befragte ist ein 23-Jähriger aus der Region Bern, der sich letzten Sommer gegen das Coronavirus geimpft hat. Grundsätzlich sei N.H.* auch nicht gegen den Booster, stellt der junge Mann klar.

Doch H. versteht nicht, weshalb er sich als junge, gesunde Person nach wenigen Monaten schon wieder impfen lassen soll. «Ursprünglich hiess es vom Bundesrat, dass man mit der doppelten Impfung alle Freiheiten erhält. Nun braucht es für viele Bereiche des öffentlichen Lebens bereits eine dritte Dosis, obwohl sich auch dreifach Geimpfte häufig anstecken.»

Ungeimpfte haben häufig einen Migrationshintergrund. - Keystone

Hinzu komme die mildere Omikron-Variante, «die für gesunde Menschen praktisch keine Gefahr darstellt», glaubt er. «Weshalb setzt der Bund den Fokus also nicht auf den Schutz der vulnerablen Personen?», wundert er sich.

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Auch H. werde sich in den nächsten Monaten deshalb nicht erneut impfen lassen. «Falls aber eine neue, gefährlichere Variante ausbrechen sollte, würde ich es mir auf jeden Fall nochmals überlegen.»

Anders A.N.* (32). Die Büroangestellte aus Zürich will vom Booster gar nichts mehr wissen. Denn: «Sobald das Zertifikat fällt, ist die Impfung für mich kein Thema mehr.»

* Namen der Redaktion bekannt