Coronavirus: Diese Lockdown-Szenarien drohen der Schweiz

Die Fallzahlen steigen europaweit. Einige Länder reagieren bereits mit Shutdowns. Auch der Schweiz könnte wegen des Coronavirus ein zweiter Lockdown drohen.

Bereits im Frühling war die Schweiz wegen dem Coronavirus mehrere Wochen im Lockdown. Droht jetzt Lockdown Nummer 2? - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Für den Bundesrat scheint derzeit ein Lockdown keine Option zu sein.
  • Wales versucht die Übertragungsketten mit einem Circuitbreak zu unterbrechen.
  • Der Bundesrat diskutierte am Mittwoch über mehrere mögliche Szenarien.

Lockdown? Derzeit keine Option für den Bundesrat. Das sagte Gesundheitsminister Alain Berset am Mittwoch vor den Medien. Mit allen Mitteln müsse versucht werden, einen solchen zu verhindern, betonte er.

Doch steigen die Corona-Fallzahlen ungebremst weiter – und danach sieht es derzeit aus – dürfte auch die Option Lockdown wieder aufs Tapet rücken.

Lockdown in Berchtesgaden, in Bayern. Wegen dem Coronavirus wird auch in der Schweiz ein zweiter Lockdown eher wahrscheinlicher. - Keystone

Irland ist bereits so weit und ging am Mitternacht in einen sechswöchigen Shutdown. Belgien und einzelne Regionen in Italien verhängen wegen des Coronavirus einen Teil-Lockdown. Wales hingegen versucht die Variante Circuitbreak – also ein zweiwöchiger Mini-Lockdown ab Freitag.

Mini-Lockdown auch in der Schweiz ein Thema?

Gleich wie bei einem Lockdown wird bei einem Circuitbreak eine Region oder ein ganzes Land auf Minimalbetrieb heruntergefahren. Aber mit dem Unterschied, dass der Lockdown zeitlich beschränkt ist – idealerweise auf zwei Wochen.

Positiv: Sich an die Massnahmen zu halten fällt leichter, weil für die Betroffenen ein Ende in Sicht ist. Damit aber eine Person, die sich kurz vor dem Circuitbreak noch anstecken sollte, nach der Massnahme nicht weitere Personen ansteckt, sollte er mindestens zwei Wochen dauern. Jede zusätzliche Woche bringt zwar die Fallzahlen zusätzlich zum Sinken, wird sich aber auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirken.

Mark Drakeford (l), Regierungschef von Wales, spricht bei einer Pressekonferenz zur Lage während der Corona-Pandemie. - dpa

Negativ: Der Effekt des Circuitbreak selbst ist eventuell erst Tage nach dem Ende des Mini-Lockdowns ersichtlich. Empirische Daten zum Erfolg eines Circuitbreak sind bislang nicht ausreichend vorhanden.

Gegenüber SRF sagt Epidemiologin Nicola Low: «Es wäre sinnvoll, einen solchen ‹Circuitbreaker-Lockdown› vorzubereiten.». Und auch der Bund bestätigt, dass man im Rahmen verschiedenster Szenarien diese Möglichkeit prüfe. Doch etwa Stefan Kuster, Leiter übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit, zeigt sich skeptisch: «Aufzuhören, wenn sich die Zahlen noch gar nicht stabilisiert haben, stelle ich mir schwierig vor.»

Coronavirus: Lombardei setzt auf Ausgangssperre

Eine weitere Möglichkeit: Ausgangsbeschränkungen, wie es etwa Belgien oder die Lombardei machen. In der italienischen Provinz gilt zwischen 23 Uhr und 5 Uhr ein Ausgehverbot, in Belgien ab Mitternacht. Nur zum Arbeiten oder in medizinischen Notfällen darf das Haus verlassen werden.

Zwei Polizeibeamte patrouillieren zu Beginn der Ausgangssperre durch Brüssel. Die belgische Regierung führte strengere Massnahmen ein, um das Risiko der Ausbreitung von Covid-19 zu verringern. - dpa

Diese Variante ist für die Wirtschaft wohl weniger schädlich. Wird aber insgesamt einen geringeren Effekt haben, als der Circuitbreak oder ein Komplett-Lockdown. Der Effekt von Ausgehverboten nur auf das Wochenende beschränkt, dürfte noch geringer ausfallen.

Irland setzt hingegen auf einen Teil-Lockdown. Heisst: Schulen und Kindergärten bleiben während des sechswöchigen Lockdowns auf. Insgesamt dürfte hier der Effekt davon abhängen, wie viele Einschränkungen im Teil-Lockdown verhängt werden.

Wird er lediglich alle private Kontakte, Club-, Restaurant- und Bar-Besuche beschränkt, wird der Effekt eher gering ausfallen. Dafür dürfte er, ausser für die Gastrobranche, wirtschaftlich gesehen weniger krasse Folgen haben. Umso umfassender der Teil-Lockdown, desto grösser dürfte der negative Effekt für Gesellschaft und vor allem die Wirtschaft sein.

Bundesrat Alain Berset, links, und Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, während einer ausserordentlichen Medienkonferenz zu den Corona Massnahmen. - Keystone

Ob überhaupt und wenn ja, was für ein Lockdown für die Schweiz infrage kommt, ist noch offen. Der Bundesrat sprach am Mittwoch hinter verschlossenen Türen offenbar über vier mögliche Szenarien.