Coronavirus: Droht Flickenteppich bei ÖV-Maskenpflicht?
Alain Berset will vorerst keine Maskenpflicht im ÖV. Anders sehen es gewisse kantonale Exekutivpolitiker. Sie wollen schon diese Woche Nägel mit Köpfen machen.
Das Wichtigste in Kürze
- Steigende Corona-Zahlen haben die Diskussion einer ÖV-Maskenpflicht ins Rollen gebracht.
- Bundesrat Alain Berset sagte am Montag, dass die Kantone am Drücker seien.
- Diese wollen nun zum Teil Ernst machen.
Die Durchsage ist jedem regelmässigen Pendler mittlerweile ein Begriff. «Können Sie den Mindestabstand nicht einhalten, wird das Tragen einer Maske dringend empfohlen.»
Trotzdem bedeckt im Bus oder Zug immer noch kaum jemand seine Nase und Mund. Andererseits steigt der Wunsch nach einer Maskenpflicht zunehmend.
Nach dem gestrigen Krisengipfel von Bund und Kantonen sagte Bundesrat Alain Berset, eine Maskenpflicht könne dereinst zum Thema werden. Nun seien aber die Kantone an den Schalthebeln.
Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK), pocht auf ein koordiniertes Vorgehen der Kantone. Doch das dies Wunschdenken bleiben könnte, hat sich bereits während der ersten Pandemiewelle gezeigt.
Das zeigen Beispiele aus Kantonen mit grossen Agglomerationen. Im Bernischen hat Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg seiner Regierung, die am Mittwoch tagt, einen Antrag für die Einführung der ÖV-Maskenpflicht unterbreitet. «Am besten wäre es, wenn wir die Maskenpflicht noch diese Woche umsetzen könnten», sagt Schnegg gegenüber dem «Blick».
Auch im Genfer Staatsrat kommt das Thema morgen aufs Tapet. Bereits am letzten Tag der ausserordentlichen Lage schrieb Gesundheitsdirektor Mauro Poggia auf Twitter: «Die Kantone müssen befugt sein, das Tragen von Masken im öffentlichen Verkehr und an allen Orten zu erzwingen.» Seit dem 19. Juni und der Rückkehr zur besonderen Lage sind sie das.
Auch im Südkanton steht eine ÖV-Maskenpflicht zur Debatte. Die Tessiner Regierung diskutiert am Mittwoch darüber.
Entgegen dem Begehren der GDK droht also ein Flickenteppich. Das kennen wir bereits aus der ersten Phase der besonderen Lage. Damals hatten bereits mehrere Kantone den Notstand ausgerufen, bevor der Bund die ausserordentliche Lage ausrief.