Coronavirus: Geschwollene Zehen stellen Schweizer Ärzte vor Rätsel
Weltweit taucht vermehrt eine Hauterscheinung auf, welche stark an Frostbeulen erinnert. Auch Schweizer Ärzte rätseln an einer Verbindung zum Coronavirus.
Das Wichtigste in Kürze
- Weltweit gibt es Berichte über Fälle von Frostbeulen – mitten im warmen Frühling.
- Die Fuss-Schwellung – als «Corona-Zeh» betitelt – ist wohl mit dem Coronavirus verbunden.
- Dermatologen in Genf und Basel beschäftigen sich bereits mit dem neuen Krankheitsbild.
Trockener Husten. Kurzatmigkeit, Verlust des Geruchssinns: Seit längerem sind die offensichtlichen und naheliegenden Symptome des Coronavirus bekannt. Mediziner sind im vergangenen Monat jedoch auf neue Symptome und Folgeerscheinungen gestossen. Viele zeigen sich als Hauterscheinungen.
Damit beschäftigen sich nun nicht nur Virologen, Immunologen und Internisten mit dem Coronavirus: Dermatologen weisen auf eine Reihe von Hautreizungen hin, welche mit dem Coronavirus im Zusammenhang stehen. Besonders auffällig ist dabei der «Covid-Zeh» oder «Corona-Zeh». Weltweit vermelden Ärzte Frostbeulen-ähnliche Erscheinungen an den Füssen – auch in der Schweiz.
Schweizer Mediziner bestätigen «Corona-Zeh»-Fälle
Bereits am 1. Mai berichtete die «New York Times» über die Erscheinung. In Spanien beschäftigten sich Mediziner bereits mit Hauterscheinungen im Zusammenhang mit Covid-19-Erkrankungen
Auch Schweizer Ärzte sehen sich mit dem Covid-Zeh konfrontiert. Laurence Toutous-Trellu von der dermatologischen Abteilung des Universitätsspitals Genf (HUG) bestätigt: «Solche Läsionen sind auch am HUG beobachtet worden. Die Corona-Zehen haben besondere Aufmerksamkeit erregt, weil sie aus dem Rahmen fallen.»
Frostbeulen im Frühling – wegen Coronavirus?
Der geschwollene Zeh ist kein völlig neues Krankheitsbild: Die Erscheinung gleicht Frostbeulen, welche durch Erfrierungen entstehen: Die Zehen färben sich rot bis bläulich und schwellen an.
«Die Besonderheit ist, dass diese Läsionen im fast sommerlichen Frühling auftreten», so Toutous-Trellu. Sowohl die Jahreszeit, als auch die aussergewöhnliche Häufung sind äusserst merkwürdig. Es ist daher naheliegend, dass die Erscheinung auf eine Infektion mit dem Coronavirus zurückzuführen ist.
Den Zusammenhang vermuteten spanische Forscher gemäss «British Journal of Dermatology» bereits im April: Sie entdeckten bei 19 Prozent der 375 untersuchten Covid-19-Patienten Pseudo-Frostbeulen. Ausserdem wurden vier weitere Hauterkrankungen mit dem Coronavirus in Zusammenhang gebracht.
«Corona-Zeh» ohne Covid-19 – ein gutes Zeichen?
«Wir haben tatsächlich Frostbeulen–artige Veränderungen bei wenigen ambulanten Patienten beobachtet», bestätigt auch Alexander Navarini, Chefarzt der Dermatologie am Unispital Basel. Navarini bestätigt eine Beobachtung, die bereits in den USA gemacht wurde: «Die darauffolgende Covid-Testung auf die Präsenz des Virus war bislang bei uns immer negativ.»
Dennoch könnte ein Zusammenhang zwischen dem Coronavirus und den Pseudo-Frostbeulen bestehen: Das starke Immunsystem von jüngeren Patienten könne das Coronavirus wohl partiell unterdrücken, so Navarini.
«Es führt aber gleichzeitig zu einer Entzündung der kleinsten Gefässe, was diesen Frostbeulen-artigen Befund auslöst. Es könnte vielleicht also ein Frühzeichen für einen guten Verlauf der Erkrankung sein.»
Die Erkenntnisse der jüngsten Vergangenheit zeigen, dass sich die Forschung rund um das neuartige Coronavirus noch in der Frühphase befindet. Es dürften daher noch weitere unerwartete Erkenntnisse folgen – im Bereich möglicher Langzeitfolgen fehlen noch jegliche Ergebnisse.