Coronavirus: Hier ist beim Skifahren Vorsicht geboten
Die Skigebiete sind wieder offen – und sofort werden sie zum Diskussionsthema: Epidemiologen warnen vor der Gefahr der Ausbreitung des Coronavirus.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Beginn der zweiten Welle stand die vermehrte Reiseaktivität im Sommer.
- Epidemiologin Emma Hodcroft warnt vor dem grossen Einfluss der Reise-Infektionen.
- Der Bundesrat wehrt sich gegen eine Schliessung, dennoch dürften mehr Massnahmen folgen.
Es war der Anfang der zweiten Welle: Als im Sommer die Reiseaktivität wieder stieg, entstanden Wege für das Coronavirus, sich erneut über ganz Europa zu verbreiten.
Mit dem Winter kommt auch die Skisaison – und damit die zweite grosse jährliche Reisewelle in Europa. Nun warnen Epidemiologen vor einem erneuten Szenario wie im Spätsommer. Länder wie Italien und Deutschland verschieben den Start der Skisaison auf Januar und erwarten, dass Europa mitzieht. Die Bergbahnen – und auch Bundesrat Berset – halten dagegen.
Reiseaktivität stand am Anfang der zweiten Welle
Wie sich das Virus über grosse Strecken verbreitet, wurde unter anderem von einer Forschungsgruppe um die Epidemiologin Emma Hodcroft erforscht. Die Wissenschaftler konnten eine Variante des Virus finden, die sich im Sommer erst unter spanischen Landwirtschaftsarbeitern ausbreitete. Von dort aus verbreitete sich die neue Mutation in ganz Europa und war für viele Infektionen der zweiten Welle verantwortlich.
Unabhängig von den Massnahmen erhöht eine stärkere Reiseaktivität das Risiko von Infektionen mit dem Coronavirus. Dies konnte bereits in den Sommerferien gut beobachtet werden. Während sich im Sommer viele Schweizer in den Badeorten am Mittelmeer infizierten, werden im Winter die Berge zum Reise-Hotspot. Wie sehr sich das Coronavirus von den Skiorten aus verbreiten kann, zeigt sich am Beispiel von Ischgl.
Epidemiologin sieht viele Probleme
Das Skifahren an sich scheint ungefährlich. Sich auf der Piste zu infizieren sei sehr unwahrscheinlich, bestätigt Emma Hodcroft von der Universität Bern gegenüber «SRF». Problematisch seien vielmehr die Rahmenbedingungen.
Wer Skiferien macht, nimmt ein höheres Corona-Risiko in Kauf: Gegessen wird in öffentlichen Restaurants, auf die Piste kommt man mit der öffentlichen Seilbahn. Es gebe auch hier gute Massnahmen, erklärt Hodcroft: «Man kann diese Orte sicherer machen, indem man für eine bessere Lüftung sorgt und die Anzahl Menschen reduziert.»
Was, wenn alle anderen Länder die Skigebiete schliessen?
Die Regierungen von Deutschland und Italien haben eine europaweite Verschiebung des Saisonstarts auf Januar ins Gespräch gebracht. Bundesrat Berset pocht auf die Schweizer Skitradition, und lehnt ab.
Damit rutscht die Schweiz in eine noch gefährlichere Situation: Bleiben die Skigebiete in den Nachbarländern zu, dürften mehr Skitouristen in die Schweiz kommen. Aus Frankreich, wo die Skilifte geschlossen bleiben, werden bereits jetzt Skitouristen mit Extrabussen ins Wallis befördert.
Bundesrat berät über Regeln
«Die Situation bleibt ernst und instabil, das muss man berücksichtigen. Wir haben noch nicht entschieden, wie es weitergehen wird», erklärt Bundesrat Berset. Aktuell hat die Schweiz höhere Infektionszahlen als die Nachbarländer. Damit setzt man Personen, welche in die Schweiz reisen, einem Risiko aus.
Daher berät der Bundesrat nun über ein weiteres Massnahmenpaket für den Wintersport. Ob dieses genügt, damit die Zahlen nicht erneut steigen, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.