Coronavirus: Primarschüler sollen zunächst nur repetieren
Der Schulbetrieb in der Schweiz steht still. Die Lehrer machen vor allem eines: Planen. In der Primarstufe sollen Schüler und Eltern nicht überfordert werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Bis am 4. April darf in den Schweizer Schulen kein Präsenzunterricht stattfinden.
- Das entschied der Bundesrat letzten Freitag.
- In den Primarschulen will man zunächst vertiefen und festigen.
- In den Sekundarschulen steht der digitale Fernunterricht im Zentrum.
Fredi Jaberg (56) unterrichtet seit zehn Jahren. Aktuell ist er Lehrperson für das Fach Werken an der Schule Reigoldswil BL. Jabergs Schüler befinden sich im Zyklus 3, das heisst es sind Sekundarschüler.
Am Freitagnachmittag entschied der Bundesrat, dass mindestens bis am 4. April – also während drei Wochen – kein Schulunterricht stattfinden darf. Grund: die Bekämpfung des Coronavirus. «Am Wochenende war Zeit zur gedanklichen Vorbereitung», sagt Jaberg.
Am Montag tagte dann das Kollegium mit der Schulleitung über die nötigen Schritte. Gleich wie in Reigoldswil lief es zum Wochenstart an hunderten anderen Schulen der Schweiz. Planung für eine Phase, die noch niemand erlebt hat, stand an.
«Es wurden Informationen verteilt, Arbeitsteams gebildet, Erwartungen an die Schüler definiert, Kommunikationswege festgelegt und pädagogisch gangbare Wege besprochen.» Am Nachmittag sei es um die Vorbereitung der IT gegangen, um die Begleitung der Schüler digital und zielführend zu sichern.
Es ginge aber nicht nur um die Schüler. «Die Massnahmen müssen auch für die Eltern und uns Lehrpersonen transparent und leitbar sein», so Jaberg. Die Eltern müssten beispielsweise Handreichungen erhalten, was die Lehrpersonen erwarten und was ihre Aufträge sind.
Zudem müssten die rechtlichen Rahmenbedingungen eingehalten und die IT-Massnahmen berücksichtigt werden. «Wertvoll ist der Austausch mit benachbarten Schulhäusern, um voneinander profitieren zu können.»
Gelerntes vertiefen und festigen
Exkurs in die Primarschule. Dort ist aktuell Usus, nicht an den vorgegebenen Lernzielen weiterzuarbeiten. Stattdessen soll bereits Gelerntes vertieft und gefestigt werden.
Die oberste Schweizer Lehrerin Dagmar Rösler sagt dazu: «Ich erachte diesen Weg als sinnvoll und zielführend. In einer ersten Phase bringt es nichts, die Schüler und vor allem auch die Eltern zu überfordern.»
Zurück nach Reigoldswil zu Fredi Jaberg. Die Herausforderungen im Rahmen der Bekämpfung des Coronavirus würden sich an allen Fronten stellen. «Neu ist wohl, dass wir nun die Eltern einbeziehen und diese stark gefordert sind.» Eine Challenge seien auch die IT-Kompetenzen, die die Schüler sofort anwenden und weiter entwickeln sollen.
Nicht einfach sei generell die rasche Anpassung mit der Ausnahmesituation. «Die rechtlichen Rahmenbedingungen ändern sich schnell und verlangen ein rasches Reagieren.»
Hauptziel sei es, dass die Schüler, wenn auch unter sozial isolierten Bedingungen, weiter ihre Kompetenzen entwickeln können. «Wir wollen, dass die Kinder in einer Haltung der Hoffnung und Zuversicht einen guten Beitrag, trotz dieser Krise, leisten können.»
Wann für die Lehrer an einen einigermassen geregelten Schulbetrieb inmitten der aussergewöhnlichen Situation zu denken ist, kann Jaberg nicht abschätzen. «Ich bin einfach stolz auf unser Team.» Man spüre deutlich, dass es vielen wichtig ist, den Schülern einen guten Support zu bieten. Den Mehraufwand aufgrund der Krise rund um den Coronavirus nehme man in Kauf.