CVP Nationalratskandidatin Bachmann-Roth Opfer von Twitter-Troll
Sie will für die CVP in den Nationalrat – und sich dort für die Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzen. Dafür wird Bachmann-Roth nun heftig angegriffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Lenzburgerin Christina Bachmann-Roth will für die CVP in den Nationalrat.
- Mit ihrer Wahlkampagne «Jetzt kommen meine Tage» provoziert die dreifache Mutter.
- Für ihre Gleichstellungs-Politik wird sie nun in den Sozialen Medien heftig angegangen.
Christina Bachmann-Roth will für die CVP in den Nationalrat. Für ihren Wahlkampf setzt sie auf ein Thema, das gleichsam den Kern der CVP ausmacht – und dem aktuellen Zeitgeist entspricht: Die Familie.
Statt alte Rollenbilder zu propagieren, verteilte Bachmann-Roth allerdings Kondome. «Verhüte! Bis er bereit ist, als Vater Teilzeit zu arbeiten», prangt auf dem violetten Päckli. Bachmann-Roth geht es um Gleichberechtigung und Vereinbarkeit von Elternschaft und Karriere.
Damit eckt die CVP-lerin an – wohl auch in den eigenen Reihen. Dass sie teilweise heftige Diskussionen auslösen würde, war ihr bewusst. Mit ihrem Wahlkampf-Slogan «Jetzt kommen meine Tage» suchte sie aktiv Konfrontation und Aufmerksamkeit.
CVP Kandidatin unter Beschuss
Als Bachmann-Roth vor zwei Tagen durch die neusten Posts der Sozialen Medien browste, erschrak sie dennoch heftig.
«Mein gesamter Bildschirm war rot. Voll mit Bildern eines Twitter- und Facebook-Accounts, auf dessen Anzeigebild ich zu sehen bin. Übermalt mit einem dicken roten Stoppschild», so Bachmann-Roth.
Der Account nennt sich auf Twitter «Niemals Bachmann-Roth». Auf Facebook ist man noch expliziter: «Nicht Bachmann-Roth wählen». Die dreifache Mutter propagiere ein Familienbild, welches Männer unnötigerweise unter Druck setze, so der Vorwurf.
Kind und Karriere unter einem Hut
Bachmann-Roth fordert nämlich, dass Frauen und Männer sowohl die Kindererziehung, als auch Hausarbeit und Brötchenverdienen gleichberechtigt untereinander aufteilen. Damit Frauen mit Kindern ihre Karriere nicht aufgeben müssen. Und damit Männer mit Karriere nicht auf ihre Kinder verzichten müssen.
«Da habe ich mit meiner Politik wohl das Weltbild von jemandem ganz stark herausgefordert», sagt die Nationalratskandidatin. «Ich finde es gerecht, wenn Frauen arbeiten gehen und gleichzeitig eine Familie haben können. Aber da hat jemand wohl ein anderes Gerechtigkeitsverständnis.»
Twitter-Troll als Chance?
Als sich der erste Schreck gelegt habe, beschloss Bachmann-Roth, die Gelegenheit zu nutzen.
«Erst wollte ich die Person einfach machen lassen. Jedem steht ja seine eigene Meinung zu. Dann dachte ich, vielleicht ist das auch eine Chance. Ich habe auf einen Kommentar geantwortet, weil ich gehofft habe, dass damit eine Diskussion in Gang kommt.»
Anstelle der erhofften Diskussion, erntete Bachmann-Roth allerdings noch mehr Kommentare gegen sich. Dass sie so viel Hass schüren konnte, hängt wohl auch mit ihrer politischen Herkunft zusammen. «Wäre ich in der SP, wäre wohl niemand so sauer geworden. Da erwartet man diese Positionen ja», so Bachmann-Roth.
Sie habe sich vor ihrem Wahlkampf auch gefragt, ob ihre Positionen christdemokratisch seien. Und befunden: ja, sind sie. «Im Gegensatz zu dem, was dieser Internet-Troll macht», so Bachmann-Roth.
Wer ist der Troll?
Wer hinter dem Account steckt, weiss die CVP-lerin bis heute nicht. Es könnte sich um ein Kollektiv handeln. Zumindest wird stets mit «Wir» kommuniziert.
«Uns geht es darum, dass CVP-Wähler Christina Bachmann Roth von der Liste streichen. Das hat nichts mit CVP zu tun, was sie macht.»
Zudem wird stets betont, dass Bachmann-Roth auf keinen Fall die Werte der CVP vertrete. An CVP-Präsident Pfister und die Aargauer CVP geht auf Twitter die Frage: «Warum lassen Sie zu, dass im Namen der CVP eine solche Kandidatin für soviel Ärger sorgt? Ich kenne viele Leute, die sich wegen Bachmann-Roth von der CVP abwenden ? Sie sollten das stoppen!!»
Kommt der Shitstorm aus CVP-Kreisen?
Dass es sich bei den Internet-Trolls um CVP-Wähler – oder gar Parteikollegen – handelt, glaubt Bachmann-Roth aber nicht. Das allerdings ist nicht der einzige Verdacht, mit dem die Nationalratskandidatin konfrontiert wurde.
«Manche gehen davon aus, dass ich selber den Account gemacht habe. Mir wurde gar zur Wahlkampf-Strategie gratuliert. Um diesen Verdacht ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen, habe ich den Account «Niemals Bachmann-Roth» nun gesperrt.