«Desiderium» - getanzte Sehnsucht in der St. Galler Kathedrale
Im Tanzstück «Desiderium» des japanischen Choreografen Yuki Mori spürt das St. Galler Tanzensemble dem Thema Sehnsucht nach. Der barocke Raum der Kathedrale erweist sich einmal mehr als passende, stimmungsvolle Kulisse.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Publikum zeigte sich am Mittwochabend beeindruckt und spendete den 14 Tänzerinnen und Tänzern lang anhaltenden Applaus.
Getanzt wird auf zwei leicht erhöhten Bühnen vor dem Chor unter der grossen Kirchenkuppel.
Das Stück beginnt ruhig: Die acht Tänzerinnen und sechs Tänzer, alle schwarz gekleidet, bewegen sich wie meditierend durch den Raum, eine Person liegt reglos auf der Bühne. Sobald die Orgel erklingt, stehen alle still und blicken in Richtung der Abendsonne, deren letzte Strahlen durch die Kirchenfenster leuchten.
Inspiriert von der Architektur und der Spiritualität der Kirche, widmet Yuki Mori seine Choreografie urmenschlichen Regungen. Der Begriff «Desiderium» steht für Verlangen, Forderung, Wunsch, Sehnsucht. Es sei «ein menschliches Verlangen, vom Dunkel ins Helle zu gehen oder von einer Enge in die Weite», sagt Mori.
Die zum Teil langsamen, dann wieder schnellen Bewegungen greifen ineinander. Das Geschehen auf den beiden Bühnen ist fliessend, «ein ständiges Treiben, ein Vorangehen, ein Vorankommen», wie es der Choreograf beschreibt. Den Tänzerinnen und Tänzern verlangt das Stück viel ab.
Als Requisiten werden zwei schwarze Tische, ein Stuhl und eine Blumenvase ins Spiel einbezogen. Ein Tänzer flattert in einem weissen Gewand mit überlangen Ärmeln über die Bühne. Lichteffekte tauchen die Szenerie in wechselnde Farben und erzeugen überlebensgrosse Schattenbilder an den Wänden.
Das Modulor-Quartett spielt Streichquartette von Philipp Glass. Diese filigrane und minimalistische Musik passe gut in den grossen, üppigen Raum der Kathedrale, sagt Yuki Mori. Die vier Musikerinnen und Musiker sind im offenen Torbogen vor dem Chor platziert.
Einen klanglichen Kontrast zu den Streichquartetten setzt Domorganist Willibald Guggenmos: Er bringt den Kirchenraum mit Kompositionen und Bearbeitungen von Sergei Rachmaninow und Maurice Duruflé teilweise richtig zum Vibrieren.
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