Die Pollenbelastung ist dieses Jahr besonders hoch
Dieses Jahr erlebt die Schweiz eine besonders starke Pollensaison. Doch Allergiker haben Glück im Unglück: Schutzmasken helfen auch gegen Heuschnupfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Dieses Jahr ist die Pollenbelastung besonders hoch.
- Die Corona-Schutzmaske hat einen erfreulichen Nebeneffekt: Sie schützt auch vor Pollen.
- Ab nächstem Jahr werden die Pollenvorhersagen zuverlässiger, verspricht MeteoSchweiz.
Alljährlich sorgt der Pollenflug im Frühling und Sommer für allergische Reaktionen. Doch nicht jedes Jahr ist die Belastung durch Pollen gleich hoch.
Dieses Jahr verspüren sogar viele Nicht-Allergiker ein Jucken in der Nase, müssen öfters niesen oder sich ständig schnäuzen.
«Heuer leiden Allergikerinnen und Allergiker sehr», erklärt Brigitte Baru, Expertin beim Allergiezentrum Schweiz «aha!» gegenüber Nau.ch. Das liege daran, dass dieses Jahr die Pollenbelastung durch fast alle allergenen Pflanzen sehr hoch sei.
Wetterlage beeinflusst Pollenbelastung
«Die Pollendaten von MeteoSchweiz zeigen, dass es dieses Jahr an vielen Tagen grosse Mengen an Pollen in der Luft hatte.» Die Wetterlage habe den starken Pollenflug begünstigt, so die Expertin. Lange sonnige und warme Abschnitte ohne Regen hätten die Pollen nicht aus der Luft gewaschen.
Birkenallergiker hatten es besonders schwer: «Die Birke hatte heuer ein sogenanntes Mastjahr», so Baru: Die Menge der Pollenproduktion steigt in unregelmässigen Abständen deutlich über den Durchschnittswert. 2020 war für die Birke ein solches Jahr, was zu entsprechend heftigen Reaktionen bei Allergikern führte.
Corona-Schutzmaske wirkt auch gegen Pollen
Die neu eingeführte Maskenpflicht könnte Allergikern entgegenkommen, bestätigt Baru: «Wir gehen davon aus, dass das Tragen einer gängigen Atemschutzmaske Pollenallergie-Betroffenen durchaus etwas Besserung bringen kann.» Die Schutzmasken sind für den Schutz vor Tröpfchen und Aerosolen ausgelegt: Diese unterscheiden sich in ihrer Grösse kaum von Pollen.
Der Schutz durch die Maske dürfte jedoch in den meisten Fällen nicht genügen: «Heuschnupfengeplagte sollten ihre Allergie unbedingt behandeln.» Zahlreiche Medikamente auf Antihistaminika-Basis stehen für die Bekämpfung von allergischen Reaktionen zur Verfügung.
Baru empfiehlt noch weitere Messnahmen zum Schutz gegen eine hohe Pollenbelastung: «Draussen eine Sonnenbrille tragen, nur kurz stosslüften, abends die Haare waschen und die Kleider nicht im Schlafzimmer ausziehen.»
Vorsicht vor Gewittern und in den Bergen
Allergiker sollten sich besonders im Vorfeld vor Gewittern schützen, warnt die Allergieexpertin: «Durch die extreme Luftfeuchtigkeit saugen sich die Pollen mit Wasser voll, bis sie bersten. Auf diese Weise werden viele kleine, allergene Partikel freigesetzt, die noch tiefer in die Atemwege eindringen können.» Linderung verschafft dann der Gewitterregen: «Nach einer halben Stunde sollten die Partikel aus der Luft gewaschen sein.»
Auch der Ausflug in die vermeintlich gesunde Bergluft kann für Allergiker kontraproduktiv sein. Da die Vegetationsperiode in höheren Lagen zeitlich nach hinten verschoben ist, verschieben sich auch die Belastungsspitzen: Die Belastung durch Gräserpollen könne oberhalb von 1'000 Metern noch hohe Werte erreichen.
MeteoSchweiz verspricht besseres Monitoring
Ein kleiner Trost bleibt den Allergikern: MeteoSchweiz arbeitet an einem neuen Überwachungssystem für Pollenwerte. Bisher musste sich der Wetterdienst auf Prognosen mittels wöchentlicher Messungen von Hand verlassen. Doch der technische Fortschritt hat neue Möglichkeiten der Echtzeit-Messung eröffnet.
MeteoSchweiz zeigt sich in einer Medienmitteilung vom Donnerstag erfreut über die neuen Möglichkeiten: «Ab dem nächsten Jahr werden die Pollenkonzentrationen in der Luft nur wenige Minuten nach der Messung verfügbar sein.» Damit würden die Prognosen deutlich genauer, verspricht der Wetterdienst.
Ehe sich Allergiker auf die genaueren Messwerte verlassen können, müssen sie sich jedoch noch ein Jahr gedulden: «Die ersten Stationen werden für die Pollensaison 2021 bereit sein, und das gesamte Netz wird ab 2022 operationell sein.»