Ex-Banker und Sektenführer soll Millionen erschwindelt haben

Ein Ex-Banker, Sektenführer und Generalstabsoffizier soll diverse Personen um 4,8 Millionen Franken betrogen haben. Ihm drohen acht Jahre Haft.

Hinzu kommen eine Geldstrafe, eine Busse sowie Gerichts- und Untersuchungskosten in der Höhe von über 30'000 Franken. (Symbolbild) - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Ex-Banker und Sektenführer soll Geschädigte um 4,8 Millionen Franken betrogen haben.
  • Die Staatsanwaltschaft fordert deshalb acht Jahre Freiheitsstrafe.

Ein Ex-Kadermitarbeiter einer Grossbank, Sektenführer und Generalstabsoffizier soll seine Geschwister, einen Vorgesetzten, eine Arbeitslosenkasse und ein Sektenmitglied um total 4,8 Millionen Franken geprellt haben. Nun droht ihm eine Freiheitsstrafe von acht Jahren.

Der 44-Jährige stand am Mittwoch in St. Gallen vor Kreisgericht. Die Anklage wirft ihm gewerbsmässigen Betrug, Veruntreuung, ungetreue Geschäftsbesorgung, Urkundenfälschung, Steuerbetrug und weitere Delikte vor.

Die Staatsanwältin forderte eine Freiheitsstrafe von acht Jahren und eine Busse. Das Urteil wird später bekannt gegeben.

Der Beschuldigte befindet sich im vorzeitigen Strafvollzug. Nach seiner Freilassung soll er gemäss Anklage für fünf Jahre mit einem Berufsverbot für jegliche Tätigkeit in der Finanz-, Immobilien- und Treuhandbranche belegt werden. Laut einem psychiatrischen Gutachten besteht Rückfallgefahr.

Beschuldigter handelte «in Hochstapler-Manier»

Der Beschuldigte soll zwischen 2007 und 2019 auf betrügerische Art mit Darlehen, Geldanlagen und Immobilien jongliert und so seinen luxuriösen Lebensstil finanziert haben. So kaufte er einen Flügel für 115'000 Franken, ein Cello für 30'000 Franken, einen teuren Diamantring und zwei historische Militärflugzeuge.

Sein Bruder, seine Schwester, sein Schwager und weitere Bekannte vertrauten dem Karriere-Banker über Jahre hinweg immer wieder grosse Geldsummen an. Statt diese wie versprochen anzulegen, verprasste der Beschuldigte einen grossen Teil des Geldes. Laut der Staatsanwältin handelte er «in Hochstapler-Manier».

Er habe seine Familienangehörigen «ausgesaugt wie ein Vampir». Obwohl er bis zu 323'000 Franken im Jahr verdiente, habe er mit seiner Familie «massiv über die Verhältnisse» gelebt. Als ihn die Bank 2018 fristlos entliess, fand er in Paris eine neue Anstellung. Gleichzeitig bezog er in der Schweiz illegal Arbeitslosengeld.

Im Juni 2019 wurde der Beschuldigte festgenommen. Er zeigte sich teilweise geständig und anerkannte Forderungen der Geschädigten von insgesamt 3,14 Millionen Franken. Eine Liegenschaft, ein Flugzeug und der Flügel wurden verwertet. Laut Anklage blieb aber immer noch ein Gesamtschaden von 1,6 Millionen.

Angeklagter wollte angeblich nicht betrügen

Auf die Fragen des Gerichts antwortete der Beschuldigte eloquent und rechtfertigte sich wortreich. Er habe den Fehler gemacht, privates und fremdes Geld zu vermischen, gab er zu. Doch habe er nie die Absicht gehabt, andere zu betrügen. Er habe immer für die ihm anvertrauten Gelder gerade stehen wollen.

Der Verteidiger forderte Freisprüche in allen wichtigen Punkten. Der Beschuldigte werde zu Unrecht als «Monster» dargestellt. Er habe im Beruf und in der Armee Karriere gemacht und sich vielseitig engagiert. Seine Investments seien erfolgreich gewesen, und er habe genug verdient, um seinen Lebensstandard zu finanzieren.

Zu den Geprellten gehört auch ein vermögendes Mitglied der christlich-fundamentalistischen Sekte Adullam. Der Vater des Beschuldigten hatte die Glaubensgemeinschaft im Toggenburg gegründet. Seit dem Tod des Vaters 2016 soll der Beschuldigte der Führung von Adullam angehören.