Experte spricht nach Anschlag in Strassburg über den Islam
Laut den französischen Behörden gilt der Strassburger Attentäter als islamistischer Gefährder. Ist der Islam Grund für den Terror?
Das Wichtigste in Kürze
- In Strassburg (F) kam es zu einem Anschlag.
- Der Islam ist aber nicht der Grund, so der Experte.
Chérif Chekatt, der Strassburger Attentäter, galt laut den französischen Behörden nach aktuellen Kenntnissen als islamistischer Gefährder. Auch vor dem Anschlag in Strassburg kam es wiederholt zu Angriffen, bei denen sich die Attentäter auf den Islam beriefen.
«Man kann aber nicht von einer terroristischen Religion sprechen», sagt Reinhard Schulze, Professor für Islamwissenschaft an der Universität Bern. Terror fände nur oft im Rahmen der Religion statt. Wenn der Täter sich jedoch auf den Islam für seine Taten berufe, dann könne von islamistischem Terror gesprochen werden. «Ein Generalverdacht ist aber fehl am Platz.», so Schulze, «Es sind immer einzelne Biografien, oft aus prekären Verhältnissen.»
Gerade Chekatt sei ein gutes Beispiel. 29 Jahre alt und rund 27 Vorstrafen: «Das muss man erst schaffen.» Die Vororte von Strassburg oder auch Berlin seien ideale Nährböden. Gerade in Frankreich gibt es viele, teils soziale Missstände, wie etwa der Aufstand der «Gelbwesten» zeigt.
Warum gerade der Islam?
Doch warum hat der Islam für die Legitimation von Terrorismus zurzeit gerade Konjunktur? Schulze: «Der Islam ist verwundbar.» Er hat laut Schulze kaum – «und in Westeuropa am wenigsten» – autoritative Institutionen, die die Religion zusammenhalten könnten.
Die harschen Lebensbedingungen in Kombination mit dem sinnstiftenden Element der Religion erleichtere eine Radikalisierung. Im Endeffekt würde der Deckmantel für die Radikalität «mehr oder weniger zufällig» erfolgen. So kann auch Tierschutz zu Terrorismus führen.
Doch wie kann man solche Vorkommnisse auf ein Minimum beschränken? «Genau wie auch der Staat und die Zivilgesellschaft sind muslimische Verbände gefordert», so Schulze. Man müsse eine Debatte über die Risiken führen und sich mit dem Problem auseinandersetzen: «Viele Verbände haben den Kopf in den Sand gesteckt.» Doch auch der Staat sei nicht unschuldig: «Man hat zu lange weggeschaut.»